Besondere Momente Ein Blick in Remscheids Gästebuch

Remscheid · Ins Goldene Buch der Stadt tragen sich besondere Menschen ein. Im Remscheider Rathaus befinden sich lose Blätter, die irgendwann zu einem Buch gebunden werden. Drei davon gibt es bereits im Stadtarchiv.

 Das Goldene Buch wird von Sarah Baldy im Stadtarchiv betreut. Auch der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich eingetragen.

Das Goldene Buch wird von Sarah Baldy im Stadtarchiv betreut. Auch der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich eingetragen.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Wenn Gäste in ein Haus kommen, tragen sie sich bisweilen in ein Gästebuch ein. Kommen sie in eine Stadt, kann es sein, dass sie der Oberbürgermeister zum Eintrag in das Goldene Buch einlädt. „Dieses Goldene Buch ist ein Dokument der Zeitgeschichte“, sagt auch Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD).

In Remscheid gibt es drei Goldene Bücher, die im Stadtarchiv lagern. Dort werden sie bei Interesse gerne hervorgeholt. „Das erste der drei Bücher holen wir indes nur ungern hervor, denn es ist aus der Zeit des Nationalsozialismus und endet im Jahr 1941“, sagt Archivleiterin Viola Meike. Das zweite beginnt erst viele Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Warum genau bis zum Jahr 1968 gewartet wurde, um wieder ein Goldenes Buch in der Stadt einzuführen, weiß ich nicht. Der erste Eintrag ist vom damaligen Regierungspräsidenten Hans Otto Bäumer“, sagt die Archivleiterin.

Die Eintragungen im zweiten Buch gehen bis ins Jahr 1981. Im dritten Buch beginnt es mit einer Eintragung des Franzose Pierre Pflimlin, der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments war. „Dieses dritte Buch geht bis ins Jahr 2007. Bemerkenswert ist, dass diese Bücher für die Ewigkeit sind, also auch in 500 oder 1000 Jahren noch verfügbar sind – und noch länger“, sagt Archivmitarbeiterin Sarah Baldy. Demnächst wird im Stadtarchiv an der Hastener Straße auch ein viertes Goldenes Buch zu finden sein. Dann nämlich, wenn die Seiten im Rathaus so viele sind, dass ein weiteres Buch gebunden werden kann.

Denn im Rathaus liegt tatsächlich kein Goldenes Buch aus, wenn besondere Gäste des Oberbürgermeisters in der Stadt sind. „Wir haben hier die großen Bögen, auf denen sich die Gäste eintragen können“, sagt Burkhard Mast-Weisz, der sich selbst auch im Goldenen Buch verewigen durfte. „Das war zu meiner Amtseinführung – und eine große Ehre und ein bewegender Moment“, sagt der Oberbürgermeister.

Drei Anlässe gebe es, zu denen das Goldene Buch – beziehungsweise seine zu füllenden Seiten – hervorgeholt würden, sagt Burkhard Mast-Weisz. „Einmal bei der Sportlergala im Teo Otto Theater. Dann für besondere Gäste, etwa Röntgen-Plaketten- oder Bürgermedaillenträger. Und der dritte Anlass sind besondere Anlässe, etwa das Fastenbrechen, oder Gäste mit historischer Verantwortung.“

So sei ein sehr bewegender Anlass etwa der Besuch von Nachfahren jüdischer Mitbürger in Remscheid aus den USA zum Anlass des 80-jährigen Gedenkens der Reichspogromnacht gewesen. „Dieser Tag ist mir sehr in Erinnerung geblieben“, sagt Burkhard Mast-Weisz.

Eigentlich waren er und seine Frau zum Uniball in der Nachbarstadt Wuppertal eingeladen. „Aber wir waren nach dem offiziellen Teil im Rathaus noch in der Gedenkstätte Pferdestall am Quimperplatz“, sagt der Oberbürgermeister. Dort habe er einfach nicht gehen können, auch wenn er dadurch zum nächsten Termin zu spät gekommen sei. „Das war mir aber nicht möglich. Ich musste einfach bis zum Ende dabeibleiben“, sagt Burkhard Mast-Weisz.

Ein ebenfalls besonderer Termin sei die Eintragung von Ada Yonath gewesen. „Frau Yonath ist Nobelpreisträgerin für Chemie aus Israel und hätte eigentlich die Röntgen-Plakette bekommen. Dann konnte sie aber aus privaten Gründen nicht in Remscheid sein, weshalb ich nach Rügen gefahren bin, wo sie in einem Wissenschaftscamp war“, erzählt der Oberbürgermeister.

Dort habe er eine sehr bescheidene Frau kennengelernt, die von den Teilnehmern des Camps aber wie ein Popstar behandelt worden sei. „Ich hab ihr die Röntgen-Plakette auf Rügen verliehen – und dort hat sie sich dann auch in unser Goldenes Buch eingetragen“, sagt Burkhard Mast-Weisz.

So vielfältig die Seiten des Goldenen Buches sind, so vielfältig seien die, die sich dort eintragen würden, sagt Remscheids Oberbürgermeister. „Keine Begegnung gleicht dabei der anderen. Einmal ist es der Kölner Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp, dann eine Eintragung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutsch-indischen Gesellschaft in Remscheid.“ Und, das sei ihm auch sehr wichtig, es sei nicht nur für den Eintragenden etwas Besonderes. „Auch ich bin jedes Mal bewegt. Denn es werden so Menschen geehrt, die etwas Einzigartiges machen oder sind“, sagt Mast-Weisz. Menschen, die sich für das Miteinander in der Stadt einsetzten oder engagierten.

„Jedes Mal ist es eine besondere Begegnung, für die ich dankbar bin“, sagt Burkhard Mast-Weisz nachdenklich.

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