Remscheid Echte Schätzchen sind selten – aber fragen lohnt sich

Remscheid · Hätten sie einen Mund, könnten sie bestimmt viel erzählen: die alten Schätzchen, die zu Hause in der Wohnung, auf dem Dachboden oder im Keller ihr Dasein fristen. Schön, dass alljährlich im Werkzeugmuseum Museumschef Urs Diederichs und Restaurator Hans H. Krielke versuchen, ihnen im Rahmen einer Antiquitäten-Beurteilung ein bisschen Wissen zu entlocken.

 Die meisten Besucher bei der Antiquitätenschätzung muss Urs Diederichs enttäuschen. Ihre alten Schätzchen sind wenig wert.

Die meisten Besucher bei der Antiquitätenschätzung muss Urs Diederichs enttäuschen. Ihre alten Schätzchen sind wenig wert.

Foto: Nico Hertgen

Wie zum Beispiel dem Bild, das das Ehepaar Hannelore und Karl-Heinz Genz, den Augen der Experten präsentieren: ein "typisches Bild im Stil der Düsseldorfer Malerschule" – eine Frau in holländischer Bauerntracht beim Kartoffelschälen. Das Bild ist um 1950 entstanden, die Leinwand auf der Rückseite sieht noch aus wie neu. Das, was die meisten der Besucher interessiert, ist der Wert ihres Kleinods. Diederichs und Krielke geben freilich nur eine unverbindliche Einschätzung des Wertes der gezeigten Stücke ab. Das Bild sei leider nicht viel wert, sagen sie.

Auch ein weiteres Bild des Ehepaars – ein Druck, der einen Geige spielenden Eremiten zeigt, dem ein paar Engelein lauschen – sei zwar "zum Wegschmeißen zu schade", würde gleichwohl beim Verkauf nichts einbringen. Eine originale preußische Pickelhaube aus der Kaiserzeit war zwar aufgrund des austauschbaren Helmaufsatzes ein Unikum, gleichfalls aufgrund der Vielzahl der im Internet angebotenen ähnlichen Stücke nichts Besonderes.

Vielleicht ist auch Armin Schärfer (63) mit großen Erwartungen ins Werkzeugmuseum gekommen: Er trägt eine Violine aus dem Jahre 1888 des tschechischen Geigenbauers Homolka unter dem Arm. Sie sei schon seit Generationen im Besitz der Familie, sagt er. Aber auch ihn müssen die (Ein-)Schätzer enttäuschen. Sie sei zwar gut erhalten, müsse gleichwohl aufgearbeitet werden, sagt Krielke. An sensationelle Verkaufspreise, wie sie wertvolle Stradivaris erzielten, sei bei weitem nicht zu denken. Trotzdem: Armin Schärfer ist zufrieden. Er werde die Geige verkaufen und mit seiner Familie gepflegt essen gehen, sagt er.

Gisela und Manfred Müller legen einen in ein weißes Handtuch gewickelten beigen Pferdekopf auf schwarzem Sockel auf den Tisch. "Ist er aus Elfenbein?", will das Ehepaar wissen. Leider nein, sondern aus Gussmasse – das zeigt die Gussnaht, die noch zu sehen ist. Aus den Initialen AB des Wuppertaler Künstlers Arno Breker wird schnell ersichtlich, dass der Pferdekopf in den 1930er Jahren entstanden ist. Breker fertigte viele Werke für die Nationalsozialisten.

(begei)
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