Remscheid Drahtseil-Akt bei TÜV-Check

Remscheid · Bei der Schwebefähre im Müngstener Brückenpark stand jetzt der jährliche TÜV-Check an. Ergebnisse: Prüfung der Technik und der Tragseile bestanden.

Remscheid/Solingen Sicher ist sicher: Matthias Schmidt vergewissert sich, dass der Haken seines Sicherheitsgeschirrs in der Bergerolle auf dem Stahlseil verspannt ist. Dann lässt sich der Seilbahnprüfer des TÜV-Rheinland nach hinten fallen, greift die Trosse und hangelt sich rücklings Zentimeter für Zentimeter zum anderen Ufer der Wupper. Das ist kein Job für Nicht-Schwindelfreie.

"Mit der Höhe darf man kein Problem haben", sagt Schmidt mit routinierter Gelassenheit. Die Schwebefähre im Brückenpark unterliegt der Seilbahnverordnung. Jetzt hat er das Gefährt bei der Jahresinspektion genau unter die Lupe genommen. Sein Befund: keine gravierenden Mängel, TÜV-Prüfung bestanden.

Herzstück sind die Tragseile

Spanngewichte, Kettenantrieb sowie die übrige Mechanik – all das wird von Prüfer Schmidt, der sich ansonsten auch um die Sessellifte in Winterberg kümmert, in Augenschein genommen. Herzstück der Schwebefähre, die per Muskelkraft betrieben wird und deshalb ohne aufwändige Technik auskommt, sind aber die vier Zentimeter dicken Tragseile, die sich auf jeweils 64 Metern über die Wupper spannen und das Remscheider und Solinger Ufer miteinander verbinden. Auf ein Gewicht von 800 Kilogramm sind sie ausgelegt, so dass zehn Erwachsene in die Schwebefähre passen.

Bei Kindern werde dann auch schon mal einer mehr mitgenommen, sagt Arno Haarer, Betriebsleiter der von der Lebenshilfe unterhaltenen Schwebefähre im Brückenpark. In Kürze gibt der 75-Jährige das Amt des Betriebsleiters an seinen Sohn Holger Haarer ab. "Die Stahlseile müssen besondere Anforderungen erfüllen", betont TÜV-Prüfer Schmidt. Regelmäßig werden die Trossen zusätzlich sogar elektromagnetisch kontrolliert, um Drahtbrüche im Inneren auszuschließen.

Schwierigkeit für den 45-jährigen TÜV-Experten in Müngsten ist, dass er die Unterseite des Tragseils von der Schwebefähre aus nicht einsehen kann. Deshalb muss er die Prüfung wie ein Akrobat im Sicherheitsgeschirr unter dem Seil hängend vornehmen.

Bereits 500 000 Fahrgäste

Fährmann, hol' über – vor fünf Jahren hat die Schwebefähre unter der imposanten Müngstener Brücke den Betrieb aufgenommen. Die weltweit einzige Draisinen-Seilbahn ist eine Attraktion im Brückenpark. 500 000 Besucher sind inzwischen bereits übergesetzt. Eine Erfolgsgeschichte, denn bei den Planungen war man anfangs von nur 30 000 Besuchern jährlich ausgegangen. Sieben Gästebücher, in denen sich die Besucher aus aller Welt verewigt haben, sind bereits gefüllt. Ronny aus Rostock schreibt beispielsweise: "Es war ein Super-Erlebnis. Ich hoffe, dass die Fähre noch lange erhalten bleibt." Sogar eine Reisegruppe aus Brasilien hatte Schwebefähre-Betriebsleiter Arno Haarer schon zu Gast. Die hat er beim Übersetzen mit der Nachricht überrascht, dass "wir hier mit der Wupper den Amazonas des Bergischen Landes haben".

(RP)
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