Remscheid Dorf am Everest braucht neue Hoffnung

Remscheid · Der Remscheider Christoph Berning hat enge Kontakte nach Nepal, seit er in einem Bergdorf ein Kraftwerk reparierte.

 Ein Herz für Nepal: Christoph Berning mit traditionellem Schal.

Ein Herz für Nepal: Christoph Berning mit traditionellem Schal.

Foto: Hertgen

Bei aller Sorge um das von Erdbeben erschütterten Land, das Christoph Berning inzwischen bereits viermal bereist hat, ist ihm Erleichterung anzumerken. "Zum Glück sind alle wohlauf", sagt der Elektrotechniker aus Remscheid, der inzwischen in Aachen ein kleines Unternehmen führt. Tote oder Verletzte habe es glücklicherweise nicht gegeben "und der Strom läuft", sagt der 28-jährige Remscheider. Doch gibt es Gebäudeschäden. Von den Folgen der ersten Erdstöße blieb die Schule noch verschont, doch ein Nachbeben am Sonntag ließ im Schulgebäude eine komplette Wand einstürzen, ein weiteres Haus des Internats wurde vollständig zerstört, erfuhr Berning gestern bei einem Telefonat mit seinen nepalesischen Partnern. Derzeit muss also im Freien unterrichtet werden, auch nächtigen die Schüler unter freiem Himmel bei Temperaturen um 15 Grad.

Die Schule befindet sich in Phugmoche, einem kleinen Ort etwa 50 Kilometer vom Mount Everest entfernt, in dem sich neben kleineren Siedlungen auch ein Kloster befindet. Im Frühjahr 2013 war Berning, der in Aachen studiert hat, gemeinsam mit dem Maschinenbaustudenten Marcel Siepmann erstmals auf eigene Kosten in das nepalesische Dorf geflogen, um dort ein defektes Kleinwasserkraftwerk zu reparieren. Unterstützt wurde die Aktion von der Hilfsorganisation "Ingenieure ohne Grenzen". Erst reparierten die Studenten den defekten Generator provisorisch, später kamen sie wieder und setzen neue Ersatzteile ein. Schließlich entwickelten sie einen Prototypen, der nun in Phugmoche getestet wird.

Seine Aufenthalte in Nepal nutzte der Remscheider auch, um an der kleinen Schule zu unterrichten. Er vermittelte den Kindern dort den gefahrlosen Umgang mit Strom. Auch nepalesische Techniker lernten von den beiden deutschen Helfern. Etwa 35 Kinder aus den anliegenden Ortschaften sowie 70 weitere aus Nachbardörfern besuchen die Schule. 14 Haushalte werden von dem Kraftwerk versorgt, auch der Lama und seine Mönche im Kloster nutzen elektrischen Strom.

Die Abgelegenheit und relative Autarkie des Dorfes, das sich auf etwa 3000 Meter Höhe befindet und nur sehr umständlich zu erreichen ist, habe dazu beigetragen, dass die Schäden überschaubar sind. "In Kathmandu sieht das anders aus", sagt Berning, der in den vergangenen Tagen über Mobiltelefon Kontakt zu Freunden und Bekannten in Nepal hatte. Als größte Gefahr sieht er nun drohende Versorgungsenpässe. "Noch gibt es Vorräte, aber viele Menschen schlafen draußen, Geschäfte sind zu, Wasser und Treibstoff werden knapp", sagt Berning. "Dort muss Nothilfe ansetzen."

Nepal brauche Soforthilfe, dann Aufbauhilfe, sagt Berning. Ebenso wichtig sei aber, dass der Tourismus nicht zum Erliegen komme. "Er ist der größe Devisenbringer." Die Schäden an den Kulturdenkmälern seien nicht so groß wie es auf den erste Blick scheine. "Es gibt immer noch sehr viel zu sehen, und spätestens im Oktober, wenn die Reisesaison beginnt, kann man wieder hinfliegen", ist der Remscheider überzeugt. "Dadurch bringt man den Menschen Geld, Ideen und Hoffnung".

(RP)
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