Remscheid DOC-Diskussion – Skepsis, kein Widerstand

Remscheid · Anders als man hätte erwarten können, schlugen Stadtplaner Hans-Gerd Sonnenschein bei einer Podiumsdiskussion zum DOC in der Nachbarstadt Wuppertal zwar Skepsis und auch Vorbehalte gegenüber dem Projekt, aber kein geballter Widerstand entgegen.

Am Donnerstagabend nahm er auf Einladung der FDP zu den aktuellen Planungen Remscheids an der Blume Stellung.

Knapp 40 Zuhörer — darunter auch einige Gäste aus Remscheid — verfolgten die Diskussion zwischen Sonnenschein und Ralf Engel, Geschäftsführer des Bergischen Einzelhandelsverbands. Dabei kamen viele vertraute Argumente auf den Tisch. Sonnenschein stellte ein Remscheider DOC als Publikumsmagneten dar, von dem die ganze Region profitieren könne.

Demgegenüber warnte Engel vor den ungleichen Wettbewerbsbedingungen, denen der Handel in den Innenstädten nicht Stand halten könne: "Ein DOC ist eine Vertriebsform, die am klassischen Einzelhandel vorbei verkauft. Der angelsächsische Raum, wo Outlet-Center ihren Ursprung haben, hat ganz andere Handelsstrukturen."

Engel wiederholte seine Kritik an der Bürgerbefragung, bei der sich bei einer vergleichsweise hohen Wahlbeteiligung über 70 Prozent der Remscheider pro DOC ausgesprochen hatten. "Der Ratsbeschluss lag längst vor, es gab nichts mehr zu entscheiden", monierte Engels.

Punkten konnte indes der Remscheider Stadtplaner mit der Frage, wie denn der Einzelhandelsverband gedenke, auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren. "Ist es nicht so, dass uns Entwicklungen überholen, wenn wir nichts tun"?, fragte Sonnenschein in Bezug auf den florierenden Internethandel, die Möglichkeiten des "Erlebniseinkaufs" in größeren Metropolen und die eklatante Zunahme von Filialisten, deren Geschäfte an jedem Ort der Welt gleich aussehen. "Handel ist Wandel. Das ist ein Spruch des Einzelhandelsverbands", hob er hervor.

Eine Ursache, warum es Existenzgründer in dieser Branche so schwer haben, sieht Ralf Engel in der Zurückhaltung der Banken, Geschäftsgründungen zu finanzieren. Auch die anschließende Diskussion mit dem Plenum fokussierte sich schnell auf die generelle Situation des Einzelhandels. Und auch dort wurde mit Kritik nicht gespart. Einzelhändler in den Innenstädten müssten viel mehr Gemeinsamkeit pflegen, hieß es da. Eine Argumentation, die auch der Verbandsvertreter nicht von der Hand weisen konnte: Wenn er sehe, dass Geschäfte an äußerst publikumswirksamen Aktionstagen wie der Remscheider Esskultour die Sonderöffnungszeiten nicht ausnutzten, sei auch er ratlos. Trotzdem: "Ein DOC ist keine Ermutigung für den Einzelhandel, sondern zerstört die Innenstädte", ist Engel überzeugt.

(bona)
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