Digitales Festival in Remscheid Beeindruckendes Parkett für die Kultur

Remscheid · Mit großem Aufwand hat Maximilian Süss verschiedenen Künstlern mit dem Projekt „Kunst und Kultur in Remscheid“ eine digitale Bühne geboten.

 Angeregte Plauderei mit „Gänsehaut-Moment“ zum Schluss: Maximilian Süss (rechts) im Gespräch mit KMD Christoph Spengler.

Angeregte Plauderei mit „Gänsehaut-Moment“ zum Schluss: Maximilian Süss (rechts) im Gespräch mit KMD Christoph Spengler.

Foto: Jürgen Moll

Zwei rote Sofas. Sie stehen weit genug auseinander, um die Regeln einzuhalten und doch nah genug, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Und genau darum geht es Maximilian Süss und seinem Team am Samstag. Er will der Stille ein Ende setzen, die der zweite Lockdown dem Kulturbereich verordnet hat. Also hat Süss im „Löf“ diese beiden roten Sofas ins Rampenlicht gerückt.

Technik, Licht, Kulisse: Er setzt auf Professionalität, wenn es darum geht, den heimischen Künstlern eine Bühne zu bieten. Einen ganzen Tag lang sollen Literaten, Künstler und Musiker die Möglichkeit haben, zu singen, zu lesen, zu malen und zu erzählen – das Ergebnis wird per Live-Stream übertragen. Dafür hat er drei Bühnen geschaffen, mehrere Kameras installiert und Stephanie Hoffmann als Co-Moderatorin ins Boot geholt.

Der Stream-Tag eröffnet das Projekt „Kunst und Kultur in Remscheid“, das zwei Wochen lang für digitale und analoge künstlerische Glanzlichter sorgen will. Zum Auftakt hat Süß ordentlich aufgefahren und heimische Kulturschaffende auf das rote Sofa gebeten – wie Kirchenmusiker Christoph Spengler. Der plaudert aus dem Nähkästchen, erzählt über seine Arbeit und den Wandel der Kirchenmusik – und der vor allem kleine Videos im Gepäck hat, mit Melodien, Orchestermusik und klingenden Projekten. Als er auf einem dieser Videos mit Ehefrau Anja „Shallow“ anstimmt und aus zwei Sängern vier Stimmen werden, tauchen bei YouTube, wo die Bilder aus dem Löf unter anderem übertragen werden, die ersten Kommentare auf. „Gänsehautmoment“ schreibt eine Zuschauerin – und trifft es auf den Punkt. Auch digital kann Musik berühren.

Das zeigt sich an diesem Tag noch öfter – später zum Beispiel, als Isabel Marr mit ihrer Gitarre auf den Barhocker klettert, etwas schüchtern in die Kamera blickt und beginnt, ihre neuen Stücke vorzustellen. Auch sie berührt mit ihren Melodien, mit den selbstgeschriebenen Texten und vor allem mit ihrer besonderen Stimme. Auch sie plaudert über die Arbeit hinter den Kulissen, von jenem Moment als sie ihren Song zum ersten Mal im Radio hörte und über die Entstehung ihrer Lieder.

Ohnehin lässt das Format, das Maximilian Süss in Corona-Zeiten gewählt hat, viel Raum zum Plaudern. Das macht besonders großen Spaß, wenn er mit Sascha Thamm ins Gespräch kommt. Der Kabarettist hat sein neues Buch mitgebracht und liest gut gelaunt Textpassagen und Gedichte. Er erzählt von seinem Leben als Künstler in der Corona-Krise. Aber er kommt mit Maximilian Süss auch auf andere Themen zu sprechen – samt Liebeserklärung an die bergische Heimat, heiteren Reiseberichten und einem eindrucksvollen Blick auf seine nachdenkliche Seite.

Mit Marcel Haupt kommt Süss später ins Gespräch über die Arbeit des Projekts #5630, mit Sonja Tewinkel spricht er auf dem roten Sofa über die Herausforderungen für die Klosterkirche in Pandemiezeiten. Hagen Thiele und Eric F. Bone liefern sich eine literarische Schlacht zwischen Fantasy- und Horrorgeschichten. Kleine, feine Videos mit Besuchen bei heimischen Künstlern werden ins Programm eingestreut.

Während dieser ganzen Zeit ist Künstlerin Claudia Fey auf der Kegelbahn ihm Einsatz – mit Farben, Pinseln und riesigen Leinwänden. Sie interpretiert dort das Thema „Bodypainting“ auf ganz persönliche Weise. Die Künstlerin hat Modelle auf die am Boden liegende Leinwand gebeten und spielt mit ihren Farben. Ihre Botschaftt: „Wir müssen in diesen Zeiten alle zusammenhalten“, sagt sie und gibt ihr Werk zur Versteigerung frei – für den guten Zweck.

 Künstlerin Claudia Fey gab ihr „Bodypanting“-Werk für den guten Zweck zur Versteigerung frei.

Künstlerin Claudia Fey gab ihr „Bodypanting“-Werk für den guten Zweck zur Versteigerung frei.

Foto: Jürgen Moll

Am Ende des Tages, nach rund sieben Stunden Liveübertragung, übernehmen Oliver Hanf und Sebastian Eichmeier die Bühne – mit eigenen Songs und Interpretationen großer Stücke. Und sie halten einmal mehr die Vorfreude am Leben auf jenen Moment, wenn vor der Bühne wieder Publikum begeistert Beifall klatschen darf.

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