Remscheid Die Zukunft klingt mehrsprachig

Remscheid · REMSCHEID Babylonisches Stimmengewirr im Lesesaal in der ersten Etage der städtischen Bibliothek. Siham Dillenberg, eine große, schlanke, dunkelhäutige Frau erhebt sich und richtet als Mitglied der Jury ein paar Worte an das Publikum des bergischen Vorlesewettbewerbs.

 Diese Mädchen lasen gestern in vielen Sprachen vor.

Diese Mädchen lasen gestern in vielen Sprachen vor.

Foto: Peiseler

REMSCHEID Babylonisches Stimmengewirr im Lesesaal in der ersten Etage der städtischen Bibliothek. Siham Dillenberg, eine große, schlanke, dunkelhäutige Frau erhebt sich und richtet als Mitglied der Jury ein paar Worte an das Publikum des bergischen Vorlesewettbewerbs.

Die meisten im Saal verstehen kein Wort. "Das war Arabisch", sagt sie lächelnd. So wie sie selbstverständlich zwischen zwei Sprachen wechseln kann, so beherrschen auch die Mädchen und Jungen der vierten Klassen aus dem Bergischen Städtedreieck das Switchen zwischen den Sprachen. Neun Kinder im Alter zwischen neuen und elf Jahren haben gestern Nachmittag eindrucksvoll vorgeführt, mit welcher Selbstverständlichkeit sie in zwei Welten zuhause sind.

Die neunjährige Vanessa Marques De Sa', die im nächsten Schuljahr auf das Röntgen-Gymnasium wechselt, eröffnet den Reigen aus neun mal drei Minuten Vorlesen in der Muttersprache der Eltern. Kurz erzählt sie die Geschichte von einem Kater, der einer kleinen Möwe das Fliegen beibringt. Dann taucht sie ab in einen Strom aus weichen und langen Vokalen. Ihr Portugiesisch klingt lebensfroh und heiter. Die Sprachmelodie schafft die Atmosphäre für die heitere und spannende Geschichte einer Freundschaft. Jede Sprache eröffnet eine neue Welt. Es erklingt neben dem Portugiesischen auch Italienisch, Arabisch, Türkisch und Russisch. Ein Vorgeschmack auf die Welt von Morgen. Immer mehr Bürger im Bergischen wachsen zweisprachig auf. "Wer seine Herkunftssprache gut beherrscht, lernt auch besser Deutsch", sagt Claudia Göncüoglu vom Kommunalen Integrationszentrum Remscheid.

Deshalb gibt es viele Sprachberater, die die Doppelsprachigkeit fördern. "Ich kann mich mit meinen Großeltern in Sri Lanka unterhalten und meinen Eltern bei einer E-Mail auf Deutsch helfen", beschreibt Vishali Gangadaran die Vorteile. Sie besucht die elfte Klasse des EMA-Gymnasiums und ist Vorlesepatin. Für sie ist jeder an diesem Nachmittag ein Gewinner.

(RP)
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