Stadtteil-Serie „Mein Remscheid“ Die Wiege der Werkzeugstadt

Remscheid · Wir stellen in einer Serie Remscheider Stadtteile vor. Heute: Hasten. Wer hier über die Straßen schlendert, muss sich ein wenig mit der bergischen Geschichte auskennen, um die Bedeutung dieses Stadtteils zu erkennen.

 Die mit Abstand älteste und bekannteste Villa in Hasten ist das Haus Cleff, ehemaliges Heimatmuseum und Teil des Historischen Zentrums Hastens.

Die mit Abstand älteste und bekannteste Villa in Hasten ist das Haus Cleff, ehemaliges Heimatmuseum und Teil des Historischen Zentrums Hastens.

Foto: Jürgen Moll (1), Historisches Zentrum (1)

Hasten ist der wohl mit Abstand unterschätzte Stadtteil Remscheids: Vielen wird das Ortsviertel am nordwestlichen Rand des Bezirks Alt-Remscheid hauptsächlich als Durchfahrt bekannt sein, Remscheids Zufahrt nach Wuppertal-Cronenberg. Vielleicht noch wegen des Deutschen Werkzeugmuseums und der alten Fabrikantenvilla Haus Cleff. Doch Hasten hat weitaus mehr zu bieten. In die "Filiale" verlieben sich Auswärtige meist erst auf den zweiten Blick.

Wer über Hastens Straßen schlendert, muss die Augen nicht nur weit offenhalten - mit Blick gen Himmel -, sondern sich auch ein bisschen mit der bergischen Geschichte auskennen, um die Bedeutung dieses Stadtteils für den Aufstieg von der kleinen Hofschaft zu einem bedeutenden, international anerkannten Industrie- und Handelsstandort in der heute kleinsten Großstadt Deutschlands zu erkennen. Hasten, so könnte man sagen, ist die Wiege der Industrialisierung und die Keimzelle Remscheids als Werkzeugstadt.

In den Wäldern, in denen der Morsbach fließt, entstanden im Spätmittelalter die ersten wasserbetriebenen Schmiedekotten und Hämmer, wo wertvolles Eisenerz zu Werkzeugen verarbeitet wurde. Mit der ersten Dampfmaschine verlagerte sich der Produktionsort von den Tälern hinauf auf den Berg, wo Fabrikgelände entstanden und die Industrialisierung ihren Lauf nahm. Große Fabrikantenfamilien, die Remscheids Werkzeug mit Schiffen in die Welt hinausbrachten und verkauften, daher auch der Zusatz "Seestadt auf dem Berg", stammen aus dem Stadtteil oder ließen sich in Hasten nieder, erbauten hier ihre pompösen Villen.

Weil Hasten während des Zweiten Weltkriegs im Gegensatz zur Remscheider Innenstadt von der Bombardierung der Alliierten verschont blieb, zeugen noch heute zahlreiche typisch bergische Fachwerkhäuser von dieser prächtigen Zeit. Zwischen Fachwerk und modernen Bauten sind immer wieder alte Fabrikantenvillen im bergischen Barockstil aus dem frühen 17. und 18. Jahrhundert zu entdecken. Die mit Abstand älteste und bekannteste Villa ist das Haus Cleff, ehemaliges Heimatmuseum und Teil des Historischen Zentrums Hastens, das derzeit noch saniert wird. Daneben lädt bekanntlich das Deutsche Werkzeugmuseum ein, die industrielle Revolution im Bergischen zu entdecken. Natürlich ist auch hier die Zeit nicht stehengeblieben, große Firmen mit modernster Technik, Automobilzulieferer, Sägen- und Werkzeughersteller wie Carl Gommann, C.A Picard, Matador oder Völkel haben noch heute ihre Produktionsstätte im Morsbachtal und in der Haster Aue.

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