Remscheid „Die Welle“ schwappt über

Remscheid · Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Bergisch Born präsentierten am Wochenende das Theaterstück „Die Welle“. Gleich an zwei Abenden füllte sich die Aula am Schwarzen Weg mit vielen Zuschauern.

 Die Elftklässler lieferten auf der Bühne eine beeindruckende Vorstellung ab.

Die Elftklässler lieferten auf der Bühne eine beeindruckende Vorstellung ab.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Oberstufenschüler der Rudolf-Steiner-Schule brachten am Wochenende gleich zweimal den Inhalt des 1981 veröffentlichten Romans „Die Welle“ von Morton Rhue als Theaterstück auf die Bühne und zogen dabei beunruhigende Parallelen zur heutigen Gesellschaft und dem feindseligen politischen Klima auf der Welt.

Es gehört zur langen Tradition der Schule, dass die Schüler der elften Klasse im ersten Halbjahr ein Theater- oder Musicalstück einstudieren. In der Vergangenheit wurden so alte Klassiker wie „Hair“ über die US-amerikanische Hippie-Bewegung oder „Across the Universe“ zu Zeiten des Vietnamkriegs mit Liedern der Beatles aufgeführt. Auch der Inhalt des Romans „Die Welle“, über ein Schulexperiment zur Entstehung autokratisch faschistoider Strukturen, wurde bereits vor einigen Jahren am Schwarzen Weg aufgeführt. Doch das diesjährige Stück zeigte sich anders, nicht nur durch die genutzte neue Bühnentechnik oder die gewählten Ausdrucksformen mit integrierten Choreografien. Vor allem war es der Inhalt, der auf die heutige Zeit angepasst wurde.

Gleich an zwei Abenden in Folge füllte sich die Aula der Rudolf-Steiner-Schule mit zahlreichen Zuschauern, die teils amüsiert, teils aber auch beunruhigt den Saal danach verließen. Denn auch wenn das Stück mit zahlreichen humorvollen Szenen gespickt war, die Parallelen zwischen der Stimmung am Vorabend des Zweiten Weltkrieges und der aktuellen Lage sind unbestreitbar. So fügten die Schüler unter der Regie von Lehrer Axel Ziemke aktuelle Probleme wie das Mobbing an Schulen hinzu, zitierten aber auch US-Präsident Donald Trump mit seinem „America First“ und „Make America great again“.

Schüler Robert (gespielt von Jacques Lau und Sebastian Preker) findet in seiner Klasse höchstens als Außenseiter Beachtung. Im Rahmen des Experiments von Geschichtslehrer Ben Ross (Daniel Platte / Jonas Hallen) allerdings erfährt er erstmals Anerkennung und steigt innerhalb der Gemeinschaft auf, bietet sich gar als Bodyguard seines Lehrers an. Während alle anderen mit der Welle mitschwimmen („Kraft durch Disziplin und Gemeinschaft“), sich das Klassenexperiment auf die ganze Schule ausweitet und niemand zu merken scheint, wie die Schüler eingenommen werden, ist Laurie (Paula Schumacher / Pearly Schulte) die einzige, die sich gegen das entstehende Regime zur Wehr setzt und letztendlich auch ihren Lehrer davon überzeugt, das Experiment zu beenden. Dass die Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Bergisch Born, die sich schauspielerisch hervorragend präsentierten, ausgerechnet diesen Stoff, der erst 2008 mit Jürgen Vogel verfilmt wurde, für ihre diesjährige Aufführung auswählten, war kein Zufall. Es zeigte eindrücklich, wie schnell die Stimmung innerhalb einer Gesellschaft kippen und sich Geschichte wiederholen kann.

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