Remscheid Die Jecken greifen zum Pinsel

Remscheid · Vereine und Gruppen, die am Lenneper Rosenmontagszug teilnehmen wollen, stecken viel Arbeit in Wagen und Kostüme. Wir schauten Mitgliedern der Lenneper Turngemeinde bei ihren Vorbereitungen über die Schulter.

 Kurt Schmitz (vorne) und Stefan Müller rücken den Seitenaufbauten des Karnevalswagens mit Pinsel und Rolle zuleibe. In den Tassen: Glühwein und Kaffee. So lässt es sich auch in der Kälte arbeiten.

Kurt Schmitz (vorne) und Stefan Müller rücken den Seitenaufbauten des Karnevalswagens mit Pinsel und Rolle zuleibe. In den Tassen: Glühwein und Kaffee. So lässt es sich auch in der Kälte arbeiten.

Foto: Jürgen Moll

Tief in den Katakomben der Moll'schen Fabrik rumort es. Die Lenneper Turngemeinde 1860 (LTG) rüstet sich für den Rosenmontagszug. Geschäftsführer Stefan Müller und "Hausmeister" Kurt Schmitz sind die Ersten, die Pinsel und Farbeimer in die Hände nehmen. Am Alter Markt herrscht an diesem Morgen um zehn Uhr Alaskakälte.

Sie schlägt durch bis in den Keller des Gebäudes. Gefühlte zehn bis zwölf Grad über null lassen die Männer von Baströckchen in der Karibik träumen. Dieser Traum kommt nicht von ungefähr. "Baströckchen" nennen sie die "heißen" bunten Streifen, die im vergangenen Jahr die Aufbauten des Karnevalswagens schmückten und noch zu sehen sind. Ob sie dieses Jahr wieder sichtbar werden?

Es geht um Stadtplanung

Müller will noch nichts verraten, es fällt lediglich das Stichwort "Stadtplanung". "Stadt-Fehl-Planung?" Diese neugierige Frage bleibt unbeantwortet, gleichwohl quittiert mit einem ironischen Lächeln. Eigentlich sollte der in einer Halle stehende Hänger bereits mit den grundlegenden Aufbauten versehen und alles flott nacheinander gestrichen werden. Aber in der Halle herrschen Minustemperaturen — "da hält keine Farbe", weiß Müller. So müssen die Aufbauten im Keller hergerichtet werden.

Und macht's Spaß? Die Männer nicken: "Besser als sich am Samstagvormittag in einem schwedischen Möbelhaus zu verlaufen." Die "Handwerker" — Reiner Hasky soll sich noch dazugesellen — gehen mit Feuereifer an die Arbeit. "Feuer ist richtig", sagt Schmitz und zeigt auf den Inhalt seiner Tasse. Sie soll noch mit Glühwein gefüllt werden. Natürlich nicht zu viel davon, der Kaffee ist ebenso heiß. Stefan Müller haut rein. Er trifft sich später mit Jürgen Schönborn in einer Schreinerei, um den Rest der Aufbauten zusammenzuzimmern. Mehr verrät er auch hierzu nicht. Er nennt lediglich die verwendeten Materialien: Holz, Maschendraht, Papier und Bettlaken.

Natürlich werde der Wagen auch mit entsprechender Stimmungsmusik ausgestattet sein, sagt Müller und deutet auf den Generator, der im hinteren Teil des Gewölbes auf seinen Einsatz wartet. Dann scheint ja alles im Zeitplan zu liegen? Sie seien schon ein wenig spät dran, sagt der Geschäftsführer, es bleibe nur noch eine gute Woche. Aber der Verein habe erst das Okay des TÜV abgewartet, um nicht eventuell vergebens den Wagen herzurichten. Sicherheit werde vernünftigerweise ganz groß geschrieben. So werden im Zug acht "Radgänger" neben dem Wagen gehen und aufpassen, dass niemand unter die Räder kommt.

(begei)
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