Remscheid Die Herzen schlagen für Genesis

Remscheid · Ray Wilson und seine Band waren in der Lenneper Klosterkirche zu Gast. Gesegnet mit der für Genesis typischen Gesangsstimme aus rauen Tönen und schmusigen Lauten zieht Wilson das Publikum in seinen Bann.

 Der Sänger und Gitarrist Ray Wilson mischte Ende der 1990er-Jahre bei "Genesis" mit.

Der Sänger und Gitarrist Ray Wilson mischte Ende der 1990er-Jahre bei "Genesis" mit.

Foto: Fischer (Archiv)

REMSCHEID Bereits mit ihrem zweiten Lied "Follow You, Follow Me" haben Ray Wilson und seine Band das Publikum auf ihrer Seite. Heftiger Beifall ertönt, die Leute lauschen verzückt den nostalgischen Klängen. Wenn sie nicht bereits beim Auftauchen der Musiker auf der Bühne hin und weg waren. Sie sind gekommen, um mit Hilfe klassischer Songs der einstigen Super-Pop/Rock-Formation "Genesis" in Erinnerungen zu schwelgen.

Sie sind ein Genesis-Publikum. Zumindest vom Alter her. So mancher Besucher mit der schütteren Frisur des ehemaligen Genesis-Schlagzeugers und Sängers Phil Collins genießt die hautnahe Präsentation der Songs seiner Sturm-und-Drang-Zeit.

Der Sänger und Gitarrist Ray Wilson (49) hatte Ende der 1990er-Jahre bei der Band Genesis mitgemischt. Gesegnet mit der für Genesis typischen Gesangsstimme aus rauen Tönen und schmusigen Lauten zieht er bereits über die Jahre das Publikum in Lennep in seinen Bann. So auch diesmal.

Ray Wilson spielt mit hervorragenden Musikern, darunter sein Bruder Steve, der genauso gut singen kann, wie er Gitarre spielt. Mit von der Partie sind Kool Lyczek (Piano), Mario Koszel (Schlagzeug) und Marcin Kajper (Bass, Saxophone, Querflöte). Die Band spielt auf den Punkt genau, laut und doch einfühlsam, mit Power und Gefühl: Harmonie und Druck bis in die Haarspitzen. Wilsons Stimme erinnert mit ihrer struppigen, aber nicht heiseren, eher robusten Färbung an eine Schmusekatze mit Rauhaareffekt. Und diese Stimme trägt die Band.

Gleichwohl erscheint Ray Wilson diesmal ein wenig müde. Die Songs kommen ihm zwar wie erwartet authentisch über die Lippen, aber es wirkt doch alles ein wenig routiniert. Kein Wunder: Der veröffentlichte Tourplan 2018 weist mehr als 80 Termine aus.

Die Fans wollen immer wieder die ewigen Oldies hören, die in und um Genesis herum entstanden sind, wie "No Son Of Mine", "Carpet Crawlers", "Jesus He Knows Me", "I Can't Dance", "Another Day In Paradise". Auch "Another Cup of Coffee" von "Mike & the Mechanics" kommt gut an.

Bereits bei den ersten Tönen brandet stets Beifall auf. Mitklatschen ist angesagt. Wie etwa bei "Congo", der ersten Single aus dem Album "Calling all Stations", in dem Ray Wilson als Genesis-Leadsänger debütierte. Anders, wenn Wilson seine eigenen Songs zum Besten gibt. Sie gehen ähnlich glatt ins Ohr wie das Genesis-Material: eine Mischung aus fetzigem Rock und wunderschönen, geschmeidigen Melodien.

Aber den Leuten fehlt der Genesis-Nimbus. Schade. Deswegen bringt die Band in der Klosterkirche eine gut ineinander verquirlte Abfolge aus Genesis- und Wilson-Material. Doch so richtig schlagen die Herzen der Besucher nur bei den alten Krachern: "My Heart Going Boom, Boom, Boom" aus "Solsbury Hill" von Peter Gabriel singen sie lauthals mit.

(begei)
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