Remscheid Der Taktgeber verlässt die Stadtrats-Bühne
Remscheid · 20 Jahre lang führte er mit starker Hand die SPD-Fraktion. Heute steht für Hans Peter Meinecke die letzte Ratssitzung an.
"Ich habe mir vorgenommen, mich nicht einzumischen", sagt Hans Peter Meinecke. Die heutige Ratssitzung soll seine letzte sein, nach 25 Jahren im wichtigsten Gremium der Stadt will der SPD-Fraktionschef und frühere Landtagsabgeordnete die Ratsgeschäfte anderen überlassen.
Meinecke, der langjährige Taktgeber von Partei und Fraktion, der streitbare Redner und gewiefte Taktiker als Pensionär, der nur noch seine Hobbies pflegt? Kaum vorstellbar.
Meinecke schmunzelt. Genau das habe er aber vor. Gartenpflege, Grillen auf der Veranda, Spaziergänge mit dem Hund, Besuche bei den Kindern und Enkelkindern, so sollen die nächsten Jahre aussehen. Dazu ein bisschen Lektüre. Fachbücher über die Französische Revolution liegen noch ungelesen im Arbeitszimmer. Ein guter Krimi ist ihm auch recht. Jede Menge Programm etwa für den freien Montagabend, an dem er bislang immer die Fraktionssitzung im Büro an der Elberfelder Straße leitete.
"Ich wollte eigentlich in der Hälfte der Legislaturperiode aufhören, aber es hat sich keiner gefunden, der es machen wollte". sagt er. Nun aber sollen endlich andere ran. Sven Wolf, so sagt er, wäre ein guter Nachfolger. Parteichef Sven Wiertz grundsätzlich auch. Aber der arbeitet nun mal für die Verwaltung und steht für größere politische Aktivitäten derzeit nicht zur Verfügung.
Der Zeitpunkt auszusteigen, sei gut, sagt der frühere Polizeibeamte. Die Ratsmehrheit aus SPD, FDP, und Grünen haben in den vergangenen fünf Jahren den ersten Haushaltsplan auf den Weg gebracht , der eine echte Perspektive aufzeige. Das sei sein Ziel gewesen. Sorgen, dass der Haushalt wieder in Schieflage gerät, wird er mitnehmen in den Ruhestand. Und mit Argwohn beobachten, ob nun diejenigen im Rat sich durchsetzen, die glauben, die Haushaltskasse sei "eine Schatztruhe, aus der man sich bedienen kann". Darum hofft er auf eine Fortsetzung der "Ampel"-Koalition — natürlich mit einer starken SPD.
Stolz ist der langjährige Vorsitzend des Schulausschusses auf die Entwicklung der Schullandschaft. Alle Schulen seien gut aufgestellt, die Anmeldezahlen stabil. Das sei sehr viel wert. Schulthemen waren es auch, die Meinecke in den 70er Jahren in die Politik brachte. "Mit vier Kindern bleibt das nicht aus."
Gib es eine Entscheidung, die er heute bereut? Fällt ihm spontan nicht ein. "Aber es gibt Dinge, die ich mal wollte und von denen ich heute froh bin, dass sie nicht so gekommen sind." Die dritte Gesamtschule etwa. Wäre sie gebaut worden, hätte sie möglicherweise der Entwicklung geschadet. Mit der Einführung der Sekundarschule habe die Stadt die richtige Wahl getroffen.
Auch wenn manche in der SPD-Fraktion das anders erzählen: Stadtdirektor Burkhard Mast-Weist hält er für einen guten OB-Kandidaten. "Er steht für Schule, für Sozialpolitik und damit für die klassischen Themen der SPD." Und ein bisschen bleibt auch Meinecke der Politik noch erhalten. Drei Jahre noch führt er den Stadtwerke-Aufsichtsrat.