Remscheid Der Mann mit der Filmrolle

Remscheid · Georg Dawo betreibt das Metropol-Kino in Remscheid. Mit großer Leidenschaft hat er die Reihe"Filminitiative" aufgebaut. Aber zum Überleben in der Szene muss er dem Publikum auch Blockbuster bieten.

Ihn kennt jeder, der seit den frühen 90ern ins Remscheider Metropol Kino geht: Georg Dawo (58). Der Besitzer des Filmtheaters sitzt oft höchstpersönlich hinter der Kasse. Aber nicht nur daran ist er zu erkennen. Zu seinen "Markenzeichen" gehören schwarzes T-Shirt, schwarze Hose, gehalten von roten Hosenträgern, und sein wallender Bart, der stark an den russischen Schriftsteller Leo Tolstoi erinnert. Nicht zu vergessen natürlich das dazu passende Haupthaar und die Brille mit den runden Gläsern, die seinen wachen, immer mit einer kleinen ironischen Attitüde versehenen Augen den richtigen Durchblick verschaffen. Und den braucht Dawo.

Ein Drittel ist nur selten zu Gast

Neben den großen Publikumsmagneten, an denen kein Kinobesitzer vorbeikomme, betont er, sei natürlich die richtige Auswahl der Filme entscheidend für die Besucherzahl. Aber eine opulente Wahlmöglichkeit habe er nicht. "Früher war es schon besser", sagt er mit Blick auf die finanzielle Situation eines Kinobesitzers. Aber er jammert nicht. Die Zeiten und damit auch das Publikum haben sich eben geändert. So hätte ein Drittel aller Kinobesucher im ersten Quartal dieses Jahres nur zwei Filme gesehen: "Avatar" und "Alice im Wunderland", jeweils in 3D. Die Massen strömen in die Blockbuster.

Hinzu komme das Diktat der Filmverleiher: Ein Film wird nur von einem Verleiher im gesamten Bundesgebiet verliehen. Es liegt ein wenig Wehmut in seiner Stimme, wenn er davon erzählt, dass er am liebsten Programm-Kino machen möchte mit Filmen, in denen das "Zwischenmenschliche" gezeichnet werde.

Als Beispiel nennt er den Film "Antichrist" von Lars von Trier. Von den gegenwärtigen Rennern an der Kinokasse gefalle ihm "Inception" gut, weniger "Avatar". "Gute Bilder alleine reichen nicht aus", erklärt er dazu, "um einer schwachen Handlung Geltung zu verschaffen."

1980 hat der studierte Biologe und Filmenthusiast zusammen mit einem Freund die Gelegenheit ergriffen, ein Kino im bayerischen Ochsenfurt weiterzuführen. 1994 habe er dann in Remscheid mal ausgeholfen und sei hier hängengeblieben. Zwischenzeitlich – von 2001 bis 2005 – führte er noch das Union-Theater am Markt.

Warum begeistert ihn Kino? "Sekundär der Umgang mit der Technik", verrät er, "aber in erster Linie ist es die Gelegenheit, für zwei Stunden in eine andere Welt abzutauchen". Das klinge jetzt zwar kitschig, ab so empfinde er es nach wie vor.

Noch zehn Jahre weiter machen

Dawo sieht die Streifen im Umfeld der jeweiligen Zeit. "Früher waren wir fasziniert von 'Easy Rider'", sagt er und schmunzelt in seinen Bart. "Heute ist sogar die Musik dazu der reinste Kitsch." Und was wünscht er sich für die Zukunft? Dass immer genug Zuschauer kommen. Dann, so betont er, könne er das Metropol vielleicht noch zehn weitere Jahre halten.

(RP)
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