Remscheid Der Gewerkschaft auch als Rentner treu geblieben

Remscheid · Verdi würdigte langjährige Mitglieder. 15 von 19 geladenen Jubilaren nahmen die Ehrung im Schützenhaus entgegen.

 Verdi-Jubilare: Horst Rohleff (77), Edith Heinen (86) und Reinhard Neuroth (81) wurden für langjährige Mitgliedschaft geehrt.

Verdi-Jubilare: Horst Rohleff (77), Edith Heinen (86) und Reinhard Neuroth (81) wurden für langjährige Mitgliedschaft geehrt.

Foto: jürgen moll

Gewerkschaftsarbeit sei keine reine Zweckbeziehung, sondern eine Lebensanschauung, sagte Lothar Reitzer. Der stellvertretende Geschäftsführer von Ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) für den Rhein-Wupper Bezirk würdigte gemeinsam mit Bezirksvorsitzenden Klaus Hebert-Okon und DGB-Gewerkschaftssekretär Thomas Ziegler die langjährigen Mitglieder und erklärte mit diesem Satz die tiefe Verbundenheit der Mitglieder zu ihrer Gewerkschaft.

Edith Heinen (86), Reinhardt Neuroth (81) und Horst Rohleff (77) gehörten an diesem Abend zu den ältesten Gewerkschaftern. Sie sind seit 60 Jahren dabei. Auch wenn sie längst aus der Berufswelt ausgeschieden sind, kam ein Austritt aus ihrer Gewerkschaft nie infrage: "Weil ich einfach ein tiefes Pflichtbewusstsein habe, auch den anderen Kollegen gegenüber", erklärte Edith Heinen. Die 86-Jährige war viele Jahre als Beamtin bei der Remscheider Post angestellt. Eine Arbeit, die ihr sehr viel Spaß bereitet habe. "Besonders gerne habe ich in den Bereichen des Abgangs (Briefversands) und Kassendienst gearbeitet." Was ihr aus ihrer fast 40-jährigen Dienstzeit jedoch besonders in Erinnerung geblieben sei, waren "die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Kollegen." Als Beamte waren sie zwar vom Streik ausgeschlossen, doch die Gewerkschaften kämpften auch um ihre Rechte. "Es war ein gewisser Schutz, den man mit einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft vor seinem Arbeitgeber hatte, deshalb war es für uns früher auch selbstverständlich einzutreten."

Als ehemaliger Berufsfeuerwehrmann erlebte der heute 81-jährige Reinhardt Neuroth viele Verbesserungen, die dem Kampf der Gewerkschaft zu verdanken seien - wie die Verbesserung der Arbeitszeiten. "Zu meiner Anfangszeit bei der Feuerwehr arbeiteten wir noch 56 Stunden die Woche im Schichtdienst. Heute sind sie schon bei 40." Die Arbeit wurde besser strukturiert, es blieb mehr Zeit für die Familie. Für diese Errungenschaften unterstützt Neuroth weiterhin die Gewerkschaftsarbeit. Es sei schade, dass junge Leute nur wenig Interesse an Gewerkschaften hätten, obwohl sie viel Gutes für die Arbeiter bewirken."

Horst Rohleff (77) war in seiner 60-jährigen Mitgliedschaft sogar noch stärker in der Gewerkschaft verankert. Lange Jahre arbeitete er als Geschäftsführer seiner damaligen Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Freiburg und Ulm, und ab 1987 als Geschäftsführer in Remscheid, bis 2001 verschiedene Gewerkschaften schließlich zu Verdi fusionierten. "In meiner Zeit als Geschäftsführer habe ich viele Streiks führen müssen, habe mich viel mit der Tarifarbeit beschäftigt. Wir haben viel für unsere Mitglieder erkämpft", sagt Rohleff. 2006 wurde das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) erlassen, was unter anderem auch dazu führte, dass die erkämpften Rechte der Gewerkschafter nicht nur für Mitglieder gelten, sondern für die gesamte Belegschaft.

(sebu)
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