Analyse Der 24-Stunden-Diplomat

Remscheid · Ein Jahr Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz

Seine Fähigkeit Brücken zu bauen, zu vermitteln, diplomatisch zu sein, lobten die Fraktionen (außer der im OB-Rennen unterlegenen CDU) als Burkhard Mast-Weisz (SPD) vor einem Jahr als Oberbürgermeister ins Amt eingeführt wurde. Diesem Ruf ist BMW, wie Freunde ihn nennen, bislang gerecht geworden. Fast schon harmoniesüchtig müht er sich, für Projekte und Ideen größtmögliche Mehrheiten zu finden. Das kostet Zeit und Nerven - ist aber in einem Rat ohne klare Mehrheiten eine Art Lebensversicherung. Bei der unpopulären Erhöhung der Grundsteuer B zahlte sich diese Rund-um-die Uhr-Diplomatie aus - der Rat trug diesen Schritt mit.

Weil er zugleich einige Themen angeschoben hat, (Modernisierung Alleestraße, Kinoansiedlung) liest sich die Bilanz des ersten Jahres gut. Ohne Frage hat Mast-Weisz viel Schwung in die Stadt gebracht. Dabei hatte er auch Glück. Stadtplanerin Sigrid Burkhart erwies sich als Volltreffer, brachte die schleppend agierende Stadtplanung auf Trab.

Spätestens als Burkhart nach einem 20-monatigen Remscheid-Intermezzo nach Kaarst entschwand, zeigte sich der Knackpunkt im System BMW. Ohne Mitstreiter, die seinem Vorwärtsdrang folgen, lassen sich die vielen Bälle, die der OB in die Luft geworfen hat, nicht jonglieren. Bei den DOC-Planungen blieb Arbeit liegen. Der neue Chef Robin Denstorff hat alle Hände voll zu tun. Mit dem späten Eingehen des OB auf den Stadion-Sonderkurs des FC Remscheid kommt zusätzliche Unsicherheit ins Spiel. Beim Berufskolleg hat ein vorschnelles Festlegen der Stadt auf den Standort Alleestraße dafür gesorgt, dass ein wichtiges Projekt unnötig zwischen die politische Fronten gekommen ist. Und im Bereich der Kultur hat das Rathaus-Schiff mit dem OB am Steuer komplett den Kurs verloren. Haus Cleff, Galerie, MKS, Orchester - eine Richtung nicht in Sicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort