Remscheid Depression - Vortrag zur verkannten Volkskrankheit

Remscheid · Das Thema scheint von großem Interesse zu sein: Trotz frühsommerlicher Temperaturen kamen rund 50 Zuhörer am Montag zum Vortrag "Depression - die verkannte Volkskrankheit". Gabriele van der Mehr, Heilpraktikerin und stellvertretende Vorsitzende im Bündnis gegen Depression Rhein-Berg, referierte im Rahmen der Hasenberger Gespräche.

Van der Mehr begann ihren Vortrag mit einem Text, der die Depression greifbar machte: Eine Krankheit, die für viele Menschen leidvoller als etwa Krebs ist. Sie weiß, wovon sie spricht: "Ich bin seit zehn Jahren selbst betroffen. Es war ein langer Weg für mich, hier heute stehen zu können und zu Ihnen zu sprechen", wandte sie sich direkt an ihr Publikum. Die Krankheit könne man durchaus als Volkskrankheit bezeichnen, da etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann zumindest einmal im Verlauf ihres Lebens behandlungsbedürftig daran erkrankten. Dass sie vor niemandem Halt machte, wurde deutlich, als van der Mehr eine Folie zeigte, auf der berühmte Menschen mit Depressionserkrankung zu sehen waren, darunter Albert Einstein, Winston Churchill oder Charlie Chaplin.

Die weitreichenden Folgen der Depression zeigen sich laut van der Mehr an nüchternen Zahlen. "Auf eine Person mit Depression kommen 19 unmittelbar betroffene Menschen im Umfeld. Auch die Kosten sind immens, da der Krankheits- und Heilungsverlauf sehr lang ist." Ein wichtiger Grund, um der "verkannten Volkskrankheit" auf die Schliche zu kommen, sei es, sie und die damit verbundenen Beschwerden und Konsequenzen öffentlich zu machen. Die Depression habe pro Tag, auch dies eine nüchterne Zahl, dreimal so viele Tote zu verantworten, wie etwa das Motorradfahren: "Jeden Tag sterben sieben Menschen durch Unfälle mit dem Motorrad. Jeden Tag sterben aber auch 21 Menschen durch einen Suizid."

Das Problem mit der Erkrankung sei, dass man sie dem Betroffenen nicht ansehen könne. "Mir sieht man es auch nicht unbedingt an - aber ich kann nicht mehr voll arbeiten", sagte van der Mehr. Wenn man sich zudem bewusst macht, dass von 100 Menschen mit Depression nur 20 eine korrekte Diagnose erhalten, wurde deutlich, wie wichtig der Begriff "verkannt" im Vortragstitel wirklich war.

Eine Depression zu erkennen, sei durch die stellenweise sehr allgemeinen Symptome wie Schlafstörungen, Appetitminderung oder verminderte Konzentration nicht einfach. Dennoch könne man sie bei genauem Hinsehen erkennen: "Was auf jeden Fall da ist, ist ein Gefühl, nicht mehr fühlen, angemessen wahrnehmen, zu können", sagte Gabriele van der Mehr: "Es fühlt sich an, als wäre man leer, wie im Nebel oder ohne Halt herumtreibend."

(wow)
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