Remscheid Denkmal für jüdische Schüler

Remscheid · Parallel zur Abi-Vorbereitung haben ehemalige Leibniz-Schülerinnen die Geschichte jüdischer Schüler aus Remscheid erforscht. Eine Gedenkstätte in dem Gymnasium erinnert jetzt an Werner Strauss und Peter Wisbrun.

lüttringhausen Der Text ist Warnung und Fazit zugleich: "Antisemitismus beginnt bereits im Denken, nicht erst im Handeln" steht an der neu eingerichteten Gedenkstätte für jüdisches Schüler des Leibniz-Gymnasiums geschrieben. In einjähriger Projektarbeit haben fünf Schülerinnen diese Erkenntnis gewonnen, die sie den nachfolgenden Schülergenerationen mit auf den Weg geben.

Im Sommer haben Andrea Bayer, Katharina Ramme, Nadine Becker, Anja Bührmann und Jessica Lämmerzahl die Schule mit dem Abitur verlassen. Dass sie sich parallel zur Prüfungsvorbereitung intensiv mit zwei Lebensläufen befasst haben, die von Anfeindung, Verfolgung, Flucht und großem Leid geprägt waren, findet in der Schulgemeinde große Hochachtung. "Damit haben die Schülerinnen der Schule einen lebendigen Ort der Erinnerung hinterlassen", lobt Kunst- und Geschichtslehrer Dr. Lars Reinking, der das Projekt mit seinem Kollegen Johannes Kessler begleitet hat.

Lebensgroßes Foto

Die Schicksale von Werner Strauss und Peter Wisbrun, die im Jahr 1938 als Jugendliche aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von der damaligen Oberrealschule Remscheid – der Vorgängerschule des Leibniz-Gymnasiums – verwiesen wurden, haben die jungen Frauen aufgearbeitet. Dabei ist es ihnen gelungen, eine Verknüpfung von viel Information und einer ästhetischen, einprägsamen Darstellung zu schaffen. Vier deckenhohe Tafeln umkleiden eine Säule im Schulzentrum Klausen. Der Blick des Betrachters wird zunächst auf das lebensgroße Foto des jungen Werner Strauss gelenkt. Unweigerlich beginnt man, sich mit den weiteren Text- und Bilddokumenten auseinanderzusetzen. Ein flüchtiger Blick auf die grauen Aluminiumtafeln ist fast nicht möglich.

Recherche im Schularchiv, Begegnung mit dem Zeitzeugen Hans Gerhard von Dreusche, der ein Klassenkamerad und Freund von Werner Strauss war, sowie das Studium weiterer Quellen haben für die Mädchen sehr viel mehr ausgesagt, als jedes Geschichtsbuch. "Beide Jungen kamen aus angesehenen Familien. Ihnen ist nichts mehr geblieben", haben die Gymnasiastinnen erfahren.

Werner Strauss ist Ende der 1980er Jahre verstorben. Peter Wisbrun, der heute 86 Jahre alt ist und unter dem Namen Peter Ron in Israel lebt, hat das Projekt konstruktiv begleitet. Bereitwillig sandte er Fotos und hielt mit der Gruppe Kontakt. Lehrer Reinking hofft, dass das Denkmalprojekt das Andenken wach hält und dauerhaft im Unterricht Verwendung findet. Denn eine einzelne Biografie sei ein guter Ansatz, um jungen Menschen zu vermitteln, was in jenen Jahren dunkler deutscher Geschichte passiert ist.

(RP)
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