Remscheid Den Glauben mit Sozialarbeit verbinden
Remscheid · Hans Jürgen Roth ist 48 Jahre Pfarrer in Remscheid. Am Sonntag feiert er Jubiläum. Der Theologe unterrichtete lange Zeit am GBG.
Vor 50 Jahren wurde Pfarrer i.R. Hans Jürgen Roth zum Priester geweiht, davon verbrachte er 48 Jahre in Remscheid. Im Alter von heute 75 Jahren bezeichnet sich der Theologe selbst als "Pfarrer im noch tätigem Ruhestand". Mit dieser Einschätzung liegt der frühere katholische Schulreferent, Religions- und Geschichtslehrer sicher nicht falsch. Sein weites Betätigungsfeld in Kirche und Schule hat er über den Abschied aus dem aktiven Berufsleben hinaus fortgeführt und genauso publizistisch mit vielen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht.
"Weil ich überall vernetzt war, kamen eben immer neue Aufgaben hinzu." Eigentlich habe er "wie der Opa" Schreiner werden wollen. Kurz vor dem Abitur sei jedoch der Entschluss gereift, seinem Interesse an der Arbeit mit Menschen Rechnung zu tragen. Als reiner Sozialarbeiter hätte ihm der religiöse Aspekt gefehlt.
"Ich wollte meinen Glauben mit dem Sozialen verbinden", erinnert sich Roth. Seine Staatsarbeit schrieb der einstige Theologiestudent bei Professor Joseph Ratzinger, der dann viele Jahre später als Papst Benedikt XVI. als zweiter deutscher Papst in die Geschichte einging. Hans Joachim Roth hat die Aufbruchzeit des Zweiten Vatikanischen Konzils noch in guter Erinnerung. Sein Anliegen als Religionslehrer war auch immer, den Glauben nicht als reine Dogmatik, sondern mit inhaltlicher Tiefe zu vermitteln. Bevor er sich ganz dem Schuldienst - zunächst am Röntgen-Gymnasium und später viele Jahre am Gertrud-Bäumer-Gymnasium - widmete, war er als Kaplan in St. Suitbertus in der Gemeindearbeit tätig.
In Remscheid fand er seine Heimat, kaufte hier ein denkmalgeschütztes Haus auf dem Hasten, in dem die Türen für Schülerprojekte, Religionslehrer, Bibelarbeiten und Gesprächsrunden immer offen standen. Besondere Freude hat dem Theologen und Historiker immer bereitet, "Menschen erlebnismäßig" in religiöse Welten einzuführen und ihnen gleichzeitig die geschichtlichen Hintergründe zu vermitteln.
Dass sich das religiöse Leben in den letzten fünf Jahrzehnten massiv gewandelt hat, räumt er unumwunden ein. "Was mir wirklich Sorgen bereitet, ist die Austrittswelle bei den Senioren", sagt er nachdenklich. Offensichtlich sähen die Menschen in der Kirche nicht mehr die Heimat, wie dies früher der Fall war. Doch auch wenn zunehmend eine Kirchenferne beobachtet werden kann, hätten Jung und Alt immer noch das Bedürfnis, religiöse Fragen zu klären. "Das habe ich bei meinen Schülern immer wieder bemerkt. Zweifeln ist immer auch ein Suchen." In Zeiten einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft plädiert Pfarrer Roth für Offenheit und Gesprächsbereitschaft. "Der Dialog muss größer werden, damit ein friedliches und bereicherndes Miteinander möglich ist."
Mehrfach im Jahr wird Hans-Jürgen Roth gefragt, ob er Paare trauen, Kinder taufen und auch Begräbnismessen feiern möchte. Passt es zeitlich, kommt er diesen Bitten gerne nach. Wenn er seine Goldprimiz am nächsten Sonntag in der Kirche St. Josef feiert, wird er selbst als Zelebrant am Altar stehen - in einem Gewand, das über 40 Jahre alt und in aller Herren Länder gereist ist.