Remscheid Den Code der Moleküle knacken

Remscheid · Die Stadt verleiht dem Biophysiker Professor Henry Chapman die Röntgenplakette.

 Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (l.) und der Preisträger Professor Henry Chapman mit seiner Frau Dr. Saöa Bajt.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (l.) und der Preisträger Professor Henry Chapman mit seiner Frau Dr. Saöa Bajt.

Foto: Jürgen Moll

Zum 66. Mal wurde am Samstag die Röntgenplakette verliehen. Die Auszeichnung bekam der britische Biophysiker Henry Chapman für seine bahnbrechende Entwicklungsarbeit in der Röntgen- und Biophysik. Im Beisein illustrer Gäste aus Politik und Wissenschaft, nahm Chapman seinen Preis in der Klosterkirche entgegen.

Es war ein feierlicher Akt mit vielen Grußworten und Lobeshymnen auf den 104. Plakettenträger Henry Chapman. Der gebürtige Brite, der in Australien aufgewachsen ist, studierte und promovierte an der Universität in Melbourne, absolvierte seinen Post-Doc in New York und ist seit 2007 Gründungsmitglied des Deutschen Elektronen Synchroton (DESY) in Hamburg. Dort leitet er die Abteilung für Kohärente Röntgenbildgebung, wo er mithilfe von hochpotenter Röntgenlasern zur Strukturbestimmung von Molekülen beigetragen hat. Eine Errungenschaft, die es Wissenschaftlern nun ermöglicht, den Aufbau von Kleinstteilchen abzubilden und zu entschlüsseln.

Mit diesem Wissen lassen sich beispielsweise gezielt Medikamente für Infektionserkrankungen entwickeln, wie zuletzt für die bislang tödlich verlaufende Schlafkrankheit in den Tropengebieten Afrikas. "Dass es dagegen jetzt Medikamente gibt, verdanken wir Henry Chapman und seiner Forschung", sagte Professor Dr. Helmut Dosch, selbst Träger der Röntgenplakette (2010), ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts und seit 2009 Mitglied des DESY-Direktoriums und damit direkter Vorgesetzter des diesjährigen Preisträgers, bei seiner Laudatio. "Chapman ist ein Pionier der Röntgen Kristallografie, welche die biomedizinische Forschung weiter vorantreibt und auch in Zukunft revolutionieren wird."

Seit 1951 verleiht die Stadt Remscheid, auf Anraten der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums, jährlich den kleinen bergischen Nobelpreis an Menschen, die sich um Fortschritt und Verbreitung von Röntgenstrahlen in Wissenschaft und Praxis besonders verdient gemacht haben. Professor Chapman sei da ein besonders erfolgreicher Wissenschaftler, sagte auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz bei seiner Ansprache. Ein Vorbild und Motivator für junge Menschen. "Wir brauchen kluge Köpfe."

Wissen, Forschung und Technologien seien unsere Rohstoffe und Schulen daher angehalten, Schüler auch in den sogenannten MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu fördern, wie es beispielsweise am Röntgen-Gymnasium der Fall ist. "Mathe darf kein Horrorfach und Physik nicht zum Abwählen gedacht sein", sagte Mast-Weisz. Chapman, der bereits viele Auszeichnungen erhalten hat, darunter auch den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, nahm die nicht-dotierte aber bei Wissenschaftlern dennoch sehr begehrte Röntgenplakette freudestrahlend an. "Für mich eine Ehre und eine ganz besondere Anerkennung", sagte der Preisträger.

(RP)
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