Remscheid Demenz - Angehörige brauchen Hilfe

Remscheid · Das "Alzheimer-Café" der Stiftung Tannenhof bietet an jedem zweiten Montag im Monat Unterstützung an. Sei es beim Austausch mit anderen Betroffenen oder aber bei konkreten Fragestellungen an die anwesenden Experten.

BERGISCHES LAND Demenz verändert den Menschen fast bis zur Unkenntlichkeit. Das ist ein bitterer, leidvoller und schmerzlicher Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann. Der Kranke wie die Angehörigen sind davon betroffen. Demenz verändert das Leben total. "Der Demenzkranke kann sich nicht ändern", sagt Monika Wilhelmi, Psychologische Psychotherapeutin und Leiterin des Demenz-Servicezentrums Bergisches Land der Stiftung Tannenhof. Die Angehörigen stehen aber vor der täglichen Herausforderung, sich immer wieder auf das unberechenbare Verhalten der Kranken einzustellen.

Ein Großteil der Betroffenen lebt weiterhin im häuslichen Umfeld. Unterstützt und gepflegt werden sie in den meisten Fällen von Angehörigen, Freunden oder Nachbarn. Viele Menschen in der Region sind tagtäglich mit dem Thema Demenz konfrontiert. In Remscheid sind es 2000 Menschen nach Erhebungen des Servicezentrums. Der Verlust des Gedächtnisses ist der auffälligste, aber nicht der einzige Ausdruck einer schweren Hirnleistungsstörung, die man als Demenz bezeichnet. Häufigste Ursache ist die Alzheimer Erkrankung, eine hirnorganische Krankheit. Zum Krankheitsbild gehören Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. "Den Betroffenen geht zunehmend die Fähigkeit verloren, ihren Alltag zu bewältigen. Pflegende sind daher oft psychisch und physisch stark belastet", erläutert Wilhelmi.

Insbesondere Angehörige fühlen sich oftmals allein gelassen. Das "Alzheimer-Café" der Stiftung Tannenhof bietet Unterstützung an. Sei es beim Austausch mit anderen Betroffenen oder aber bei konkreten Fragestellungen an die Experten, welche die Treffen im Wechsel moderieren. Das Angebot ist kostenfrei - eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

"Der Unterschied zur Demenzberatung ist, dass sich nur Angehörige treffen", sagt Wilhelmi. Vor 23 Jahren hat sie dieses Angebot gegründet. In den Anfangsjahren ging es noch um Aufklärung über den Verlauf der Krankheit. Die Bewältigung des Alltags steht nun im Mittelpunkt. Da gibt es Fragen über Fragen, die Wilhelmi aufzählt. Wie schaffe ich es, dass sich der Kranke weiter beim Arzt vorstellt? Was ist zu tun, wenn der Kranke nicht mehr schlucken will? Wie reagiert man auf zunehmende Aggression? Was tue ich, wenn der Partner vor der Haustüre steht und nach Hause will, obwohl er doch zuhause ist? Wie halte ich es durch, wenn der Demenzkranke den Tag- und Nachtrhythmus durcheinanderbringt?

Manche Angehörige stehen am Rande der Belastbarkeit, berichtet Wilhelmi. Sie plagt aber ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich Hilfe holen oder darüber nachdenken, den Angehörigen in eine Pflegeeinrichtung zu geben. "Den kann ich doch nicht einfach abschieben", heißt es dann als erste Reaktion bei den Angehörigen.

Wilhelmi versucht in diesen Augenblicken, einen Perspektivwechsel einzuleiten. Manchmal sei es besser, den Angehörigen gut betreut zu wissen in einem Heim und ihn dann jeden Tag entspannt besuchen zu können. So sei beiden geholfen. "Jedes Treffen mit Angehörigen war für mich bereichernd. Ich habe immer viel gelernt von den Besuchern", sagt Wilhelmi.

(RP)
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