Karneval Das DOC als Zielscheibe der Lenneper Jecken

Lennep · „Altes bewahren, Neues wagen“ lautete das Motto des Rosenmontagszugs, der eine Stunde später als geplant startete. Etwa 30.000 Zuschauer säumten die Straßen. Im Hardtpark feierten 500 Jugendliche friedlicher als in den letzten Jahren.

Die Gesichtsfarbe einiger Blau-Weißer-Jungs aus Bergisch Born glich den Wolken am Himmel über Lennep. Leichter Grauschimmer. Kann man verstehen. Der Rosenmontagszug gilt für sie als letzter Kraftakt in der fünften Jahreszeit. „Einige von uns sind heute nicht so richtig ausgeschlafen“, sagte Daniel Kleppek, der Präsident. Noch in der Nacht musste an dem Wagen gezimmert und gewerkelt werden. „Dass man in Born gut feiern kann, weiß man auch am Ballermann“ hieß ihr Motto. Als sich die 22 Mann starke Gruppe in Bewegung setzte, wich der Grauschleier von den Wangen. So ein kräftiges Helau bringt gleich frische Gesichtsfarbe. Und alle strahlten. So wie der ganze Lenneper Rosenmontagszug.

Dass hätte Lennep auch nicht verdient gehabt, wenn die Freude am Karneval vom Regen weggeschwämmt und vom Sturm weggeblasen worden wäre. Mit dem Verschieben des Starts um eine Stunde hatten die Verantwortlichen die richtige Entscheidung getroffen. So ging Gunther Brockmann, Vorsitzender der Lenneper Karnevalsgesellschaft, bester Stimmung den Zug ab und gab um 15.11 Uhr den Startschuss. „Ne, wat is dat schön...“

Karneval Remscheid 2024:  Rosenmontagszug in Lennep 2024
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So schön war der Rosenmontagszug in Lennep 2024

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Foto: Ines Räpple

Nicht so schön finden einige Jecken die Zukunft von Lennep. Die „Bürgerinitiative Lennep“ zeigte ihre Kritik an den Plänen zum Designer Outlet-Center in Form einer großen Spinne. Der von Peter Laux gebaute Wagen schilderte mit schwarzem Humor, was den Stadtteil erwartet, wenn das DOC kommen sollte. Eine Spinne frisst Bäume, wird vollgepumpt mit Geld und lässt einen Riesen-Furz als Abgas-Wolke. Der Zylinder auf ihrem Kopf hätte wahrscheinlich einer Böe von Windstärke neun nicht standgehalten.„Altes bewahren, Neues wagen“ lautete das Motto des Zugs. Ein sehr moderater Ton, den auch die Jecken aus Honsberg aufnahmen. Der Freundeskreis hatte kleine Fachwerkhäuser gebaut, die für das Alte stehen, das bewahrt werden soll. Andererseits wird Geld in die Altstadt gepumpt. Viel Geld für Neues, so dass die Häuschen platzen könnten. „Wir sind unentschieden. Nicht dafür und nicht dagegen“, sagte Jens Stippkegel. Auch Gelbwesten-Proteste mischten sich in den Zug. Nicht so krawallig wie in Frankreich. Der Freundeskreis „unbehindert miteinander“ mimte Lennep als Wanderbaustelle. Kein Ende in Sicht, fanden die Jecken.

Um Politik scheren sich die Radfahrer des RV Adler aus Lüttringhausen nicht die Bohne. Zum ersten Mal gingen sie an den Start beim Rosenmontagszug. Die Jungs bewegten ihren Wagen mit Muskelkraft. „Keine Gnade für die Wade“, stand auf ihrer fahrenden Theke. „Nach diesem Tag sind wir fit für die Saison“, sagte Radsportler Jan Küpper. Und eine neue Variante von „Schneewittchen“ lieferte der Skiclub. Statt sieben Zwerge waren es 52.

Die Tanzwütigsten auf der Strecke war mal wieder die Zumba-Truppe der „Welle“. Wie jedes Jahr brachten die Tänzerinnen den richtigen Schwung in die Gassen. Die vielen Zuschauer an der Strecke klatschten, sangen und feierten. Vor allem friedlich.

Die Polizei registrierte vier Anzeigen wegen Körperverletzung, zwei wegen Beleidigung und drei wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Die Remscheider Feuerwehr musste rund um den Zug sowie den Feierlichkeiten in der Altstadt Lennep und im Hardtpark zu 22 Einsätzen ausrücken. Die Hauptursache war der erhöhte Alkoholgenuss. Aber auch Verletzungen durch Schlägereien mussten versorgt und die Verletzten ins Sana-Klinikum gebracht werden. Zeitgleich waren bis zu acht Rettungswagen im Einsatz.

Gegen 20.30 Uhr entspannte sich die Lage in Lennep, da die Polizei rund 500 Jugendliche im Hardtpark aufforderte, den Park zu verlassen. Anders als in den vorherigen Jahren verlief die Feier dort weniger aggressiv und es musste nicht gewaltsam geräumt werden. Wie ein Sprecher der Polizei Wuppertal sagte, kamen die meisten Heranwachsenden der Aufforderungen nach und nur weniger mussten erneut angesprochen werden.

Der Ordnungsdienst verlebte einen relativ ruhigen Nachmittag. Sechs junge Menschen mit zu viel Alkohol landeten in der „Aufnahme“ im Röntgen-Museum. Sie wurden von ihren Eltern dort abgeholt.

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