Remscheid Das BZI ist für Flüchtlinge gut aufgestellt

Remscheid · "Vielfalt ist unsere Zukunft", sagt Geschäftsführer Michael Hagemann. Die Potenziale der Menschen nutzen.

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Wenn ein Außerirdischer beim Berufsbildungszentrum (BZI) der Remscheider Industrie anklopfen würde, wäre das für Geschäftsführer Michael Hagemann kein Grund, groß zu erschrecken. "Wenn ich aus ihm einen Facharbeiter machen kann, ist alles gut", sagt Hagemann.

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Geschäftsführer nicht in alten Kategorien denkt, die Menschen einteilt in Gruppen mit Migrationshintergrund und ohne. Das interessiert ihn nicht. "Für mich ist wichtig zu erfahren, welche Motivation hat der Mensch und welche Potenziale bringt er mit", sagt Hagemann. Ob es sich um ein Mädchen mit Kopftuch, einen Türken aus Anatolien, einen Langzeitarbeitslosen vom Kremenholl oder einen Flüchtling aus Syrien handelt, spielt keine Rolle. Im Berufsbildungszentrum, das vom Arbeitsgeberverband und der Industrie- und Handelskammer getragen wird, gibt es ausreichend Angebote, die Menschen zu qualifizieren und später in Arbeit zu bringen. Die Flüchtlingswelle in Remscheid hält Hagemann für einen Glücksfall für die hiesige Wirtschaft. "Vielfalt ist unsere Zukunft", sagt Hagemann.

Bisher kann das BZI seine Qualifizierungsmodule und Ausbildungsangebote den neuen Flüchtlingen noch gar nicht anbieten. Dafür fehlt eine ausreichende gesetzliche Grundlage. Asylbewerber und Geduldete dürfen erst nach drei Monaten arbeiten.

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Viel entscheidender ist: Ohne ausreichende Deutschkenntnis kann Integration auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nicht gelingen. Der Staat muss Geld für Deutschkurse geben. "Ein Arbeitgeber wird einem Flüchtling nur einen Ausbildungsplatz anbieten, wenn der Aufenthalt geklärt ist und er nicht nach zwölf Monaten wieder geht", sagt Hagemann. Der Geschäftsführer hat keinen Zweifel, dass die jungen Syrer, die ihre Heimat unter den schwierigsten Umständen verlassen haben, ausreichend Motivation besitzen, einen Beruf zu erlernen und eine Arbeit aufzunehmen. "Ich bin mir sicher, dass die Syrer sich bei uns sehr gut anpassen werden", sagt Hagemann. Allerdings sei es nicht so einfach, die Qualität der Abschlüsse und der Kompetenzen festzustellen. "Wer in seinem Heimatland Autos zusammengeschraubt hat, ist bei uns noch lange kein Mechatroniker", sagt Hagemann. Um das Fachkräftepotenzial zugewanderter Menschen für die Wirtschaft nutzbar zu machen, ist das BZI seit September Fachberatungsstelle zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen. Sie ist kostenlos und kann bis zu neun Stunden dauern. In der Regel entsprechen die Ausbildungen nicht den Standards in Deutschland. In solchen Fällen bietet sich ein Ausbildungsvorbereitungsjahr beim BZI an, in dem die Teilnehmer Defizite ausgleichen, um bei der Lehre auch Aussicht auf Erfolg zu haben. Flüchtlinge können den prognostizierten Fachkräftemangel nicht alleine auffangen, aber sie könnten ihn zumindest abmildern. Es ist ein weiter Weg.

(RP)
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