Corona-Krise in Remscheid „Wer viel testet, findet viel“

Remscheid · Innerhalb von wenigen Tagen ist die Zahl der im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldeten Toten prozentual stark gestiegen. Remscheid zählt elf, Solingen fünf Tote. Ist die Lage hier schlimmer als in der Klingenstadt?

 Dr. Frank Neveling ist Leiter des Gesundheitsamtes.

Dr. Frank Neveling ist Leiter des Gesundheitsamtes.

Foto: Jürgen Moll

„Jeder Tote ist schlimm“, sagt Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes. Er sieht Remscheid im Gespräch mit unserer Zeitung aber im NRW-Vergleich immer noch gut positioniert. Bei relativ kleinen absoluten Zahlen würden zwei neue Fälle gleich einen großen Sprung bedeuten. In Remscheid, das deutlich mehr ältere Einwohner hat als etwa Düsseldorf, kommt hinzu, dass vor Ostern in einer Senioren-WG das Personal des mobilen Pflegedienstes erkrankte. Die Stadt brachte die Bewohner schnell in ein Krankenhaus. Zwei von ihnen sind mittlerweile gestorben.

Neveling weist darauf hin, dass bei der Einordnung der täglich aktualisierten Zahlen viele Aspekte zu beachten sind. So handelt es sich bei den Todesfällen allesamt um Menschen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren. Die Mehrzahl von ihnen litt an Vorerkrankungen, wegen denen sie zum Teil in Pflegeeinrichtungen waren. „Gut möglich, dass auch eine Influenza sie getötet hätte.“ Da sie aber auch positiv auf Corona getestet wurden, tauchen sie nun in der Statistik auf.

Einfluss auf die Zahlen nimmt auch die Intensität der Tests. „Wer viel testet“, findet viel“, sagt Neveling. Das sei in Remscheid der Fall. Nicht nur das Gesundheitsamt und das Sana-Klinikum, sondern auch einige Hausärzte testen mittlerweile. Die Chance wachse, dabei positive Fälle zu finden. Gleichwohl weist die Stadt in ihrer täglichen Meldung auch immer darauf hin, dass es weiterhin eine Dunkelziffer gibt, die nicht nachzuverfolgen ist.

Unschärfen, die einen genauen Vergleich erschweren, ergeben sich auch aus dem unterschiedlichen Meldeverhalten der Krankenhäuser anderer Kreise und Städte. So kam die Information über den Tod einer Frau mit drei Wochen Verspätung in Remscheid an. Die Einrichtungen sind gehalten, schnell zu melden, tun es aber nicht immer.

Umgekehrt kann Remscheid einen Toten erst dann in die Statistik aufnehmen, wenn alle Unterlagen etwa aus der Leichenschau vorliegen. Auch so soll eine interkommunale Vergleichbarkeit erreicht werden. Trotz aller Unschärfen hält Neveling die Statistiken für sinnvoll. Unterschiede ließen sich so erkennen, etwa zwischen dem Verlauf der Infektion in den Bundesländern. Später seien die Daten wertvoll, um den Verlauf der Pandemie zu analysieren und daraus zu lernen.

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