Corona-Pandemie in Remscheid Bundeswehr leistet Nachbarschaftshilfe

Remscheid · Seit Dienstag unterstützen zehn Soldaten der Bundeswehr die Stadt Remscheid im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus.

 Oberfeldwebel Philipp Müller (l.) demonstriert im Gesundheitsamt, wie er einen Abstrich macht.

Oberfeldwebel Philipp Müller (l.) demonstriert im Gesundheitsamt, wie er einen Abstrich macht.

Foto: Pressestelle Landeskommando NRW

Philipp Müller ist Sanitäter bei der Bundeswehr und in der Nähe von Köln stationiert. Am Donnerstag war der junge Oberfeldwebel an einer Remscheider Grundschule unterwegs, um Abstriche für eine Corona-Testung zu machen. In der kommenden Woche wird er mit einem Kollegen zusammen die Altenheime und Pflegeeinrichtungen in der Stadt besuchen. Rund 8000 Corona-Tests müssen gemacht werden. Weil Remscheid die kritische 50er-Marke beim Sieben-Tage-Inzidenz-Wert der Neuansteckungen überschritten hat, sind diese Massentests Pflicht, sagt der Leiter des Corona-Krisenstabs Thomas Neuhaus.

Obergefreiter Enis Öztürk hatte vor dem Termin im Rathaus im Gesundheitsamt an der Hastener Straße in der Nachverfolgung telefonischen Kontakt mit jenen Remscheidern, die mit dem Corona-Virus infiziert sind und zu Hause bleiben müssen oder mit Personen, die sich in angeordneter Quarantäne befinden, weil sie unmittelbaren Kontakt zu einer an Covid-19 erkrankten Person hatten. Diese Zahl steigt gerade stark an.

Seit Dienstag sind Müller und Öztürk bereits zusammen mit acht weiteren Kameraden in der Seestadt auf dem Berge im Einsatz, um der Stadt im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie zu helfen. Für beide ist es der erste Einsatz an der Corona-Front. Die Soldaten seien gut aufgenommen worden und fügten sich nahtlos ins Team ein, berichtete Dr. Frank Neveling, der Leiter des Remscheider Gesundheitsamtes.

„Nachbarschaftshilfe“ nennt Bundeswehr-Pressesprecher Stefan Heydt den Einsatz. Und stellt klar: „Das Gesundheitsamt hat den Hut auf.“ Insgesamt 15.000 Soldaten stehen bundesweit für solche und ähnliche Hilfseinsätze zur Verfügung. Aktuell drehe sich alles um Corona, sagt Heydt. Die „Helfenden Hände“, wie der Oberstleutnant sie nennt, waren beim ersten großen Hotspot in Heinsberg im Einsatz, später dann in Gütersloh im Zusammenhang mit den Ansteckungen in Betrieben der Firma Tönnies. Insgesamt zählt die Bundeswehr in NRW 100 Einsätze im Zusammenhang mit Corona.

Neuhaus zeigte sich am Donnerstag „erleichtert“ über die professionelle Hilfe. Der plötzliche Anstieg der Infektionszahlen und die damit verbundenen Quarantäne-Anordnungen in der Seestadt auf dem Berge seien sonst „nicht mehr beherrschbar“ gewesen. Mit dem zehnköpfigen Team der Bundeswehr stehen nun insgesamt 56 Personen für das Thema Corona zur Verfügung.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz dankte den Gästen herzlich für ihre Unterstützung. „Das hilft uns wirklich weiter.“ Er räumte ein: „Wir stoßen sehr massiv an unsere Grenzen.“ Umso schöner sei, dass die Anforderung der Hilfe so „wunderbar funktioniert“ habe.

Das hat auch damit zu tun, dass die Bundeswehr mit Oberstleutnant Bernd Limprecht einen Kontaktmann unmittelbar vor Ort hat. Der in Lüttringhausen wohnende Reservist gehört zum Kreisverbindungskommando der Bundeswehr. Er steht seit dem beginn der Corona-Pandemie in regelmäßigem Kontakt etwa zur Feuerwehr. Als die Zahlen zuletzt stark anstiegen, beriet er die Stadt bei der Hilfsanforderung.

Für die Einsätze der zehn Soldaten sind unterschiedliche Zeiträume vorgesehen. Das Team für die Abstriche soll bis zum 9. Oktober bleiben, die Gruppe für die Nachverfolgung bis zum 23. Oktober, sagte Heydt. Sollte weitere Hilfe erwünscht sein, muss die Stadt einen erneuten Antrag stellen. Dann wird nach der Einsatzlage entschieden, ob das möglich ist.

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