Corona-Krise in Remscheid Veranstalter geht neue Wege

Remscheid · Maximilian Süss führt ein Billardcafé und ein Eventlokal. Die Corona-Krise traf ihn hart. Gerettet hat ihn ein finanzielles Polster – und sein Erfindergeist. Das Löwenfestival verlegte er kurzerhand ins Internet.

 Den Gastronomen und Veranstalter Maximilian Süss machte die Not erfinderisch.

Den Gastronomen und Veranstalter Maximilian Süss machte die Not erfinderisch.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Macher Maximilian Süss musste wegen der Corona-Pandemie gleich mehrere Rückschläge einstecken: Zuerst schloss er im Rahmen des zweimonatigen Lockdowns sein Billardcafé „Rack ’n’ Roll“ und das Eventlokal „Löf“. Im Mai, als eine Öffnung der Gastronomie unter erhöhten Sicherheitsauflagen wieder ermöglicht wurde, öffnete er zunächst die Türen zum „Rack“, um sie nur eine Woche später wieder zu schließen.

Der Grund: Die Regierung hatte das Darts und Billardspielen verboten. Für Maximilian Süss ein Schlag ins Gesicht, von dem er sich aber schnell wieder zu erholen versuchte. Denn unterkriegen lässt er sich nicht, wie er es mit dem nun gestarteten Löwenfestival beweist.

„Hätte man mir im Februar noch gesagt, dass wir unsere Geschäfte für so lange Zeit schließen würden, ich hätte es nicht geglaubt“, sagt Maximilian Süss. Das vorherige Jahr sei für die Gastro- und Eventbranche eines der besten gewesen, mit einem tollen Sommer, großartigen Veranstaltungen und vollen Terrassen. Daran, sagt Süss, hatte man eigentlich anknüpfen wollen. „Doch dann kam Corona und wir sind von 100 Prozent auf null zurückgefahren, bei laufenden Fixkosten.“ Gerettet in dieser Zeit habe ihn wohl sein finanzielles Polster, dass eigentlich für Investitionen vorgesehen war. Denn die Verluste der vergangenen Monate durch die Schließung könnten keinesfalls wiedergutgemacht werden.

Ein erneuter Lockdown, etwa bei einer zweiten Infektionswelle, sagt Süss, würde den Tod vieler, wenn nicht sogar der allermeisten Betriebe bedeuten. Doch darauf will sich der engagierte Gastronom und Eventplaner gar nicht konzentrieren. „Wir machen das schon seit zwölf Jahren und nicht einfach nur, um Geld damit zu verdienen, sondern weil unser Herz daran hängt. Dass kann man nicht einfach abstreifen.“ Er schaue lieber positiv nach vorne und versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Doch damit das klappt, ist er auch auf seine Gäste angewiesen. „Sie sollten das, was angeboten wird, wahrnehmen, um die Betriebe zu unterstützen“, plädiert er.

In seiner Sportsbar treffen sich an Wochenenden in der Regel Fußballfans, um die Partien der Bundesliga zu sehen. „Fußballgucken lebt von der Geselligkeit“, sagt Süss. Ein Gefühl, dass beispielsweise durch die Zwei-Mann-Haushalts-Regel nur schwer aufkam. Denn statt der üblichen 150 Gäste bei einem Derby schauten sich diesmal nur zehn Mann die Partie zwischen Dortmund und Schalke an. Mittlerweile dürfen wieder mehrere Leute aus unterschiedlichen Haushalten gemeinsam an einem Tisch sitzen. Im „Rack ’n’ Roll“ darf auch wieder Darts und Billard gespielt werden. Und auch das „Löf“ kann wieder für private Familienfeiern gemietet werden. Die Nachfragen kämen langsam wieder, sagt Süss.

Auch seine Konzertreihe mit dem Löwenfestival hält Maximilian Süss am Leben, indem er einfach neue Wege beschreitet und statt mit Hunderten Leuten auf dem Rathausplatz mit 30 Gästen im „Löf“ feiert. Weit mehr als 2000 Menschen schauen dabei von zu Hause aus live im Internet zu. „Natürlich ersetzt der Stream das Konzert auf dem Rathausplatz nicht“, antwortet Süss auf die von einigen Social-Media-Nutzern geäußerte Kritik. Aber es sei doch besser als nichts und vor allem als Unterstützung für die Künstler gedacht. Über den Eintritt der Gäste und Spenden der Live-Stream-Nutzer erhalten Künstler und Techniker, die derzeit ebenfalls ums Überleben kämpfen, einen kleinen Obolus. Denn auch das, habe die Corona-Pandemie gezeigt, sei in der Krise wichtig: „Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung.“

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