CDU in Remscheid Verzögerter Sprung an die Parteispitze

Remscheid · Ohne Corona wäre Mathias Heidtmann schon einige Monate Vorsitzender der Remscheider CDU und Nachfolger von Jens Nettekoven. Nun hat die möglichst erfolgreiche Teilnahme an der Kommunalwahl im Herbst erst mal Vorrang.

 Mathias Heidtmann soll neuer Parteichef werden.

Mathias Heidtmann soll neuer Parteichef werden.

Foto: Eike David Leicht

Selber bestimmen, wann er sein Amt abgibt. Das sei immer sein Ziel gewesen, sagt CDU-Parteichef Jens Nettekoven.  Als er Anfang Februar erklärte, nach zehn Jahren an der Spitze den Parteivorsitz an seinen Stellvertreter Mathias Heidtmann abgeben zu wollen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben,  sorgte das allerdings teilweise für Irritationen. Zwar will der gebürtige Bonner Chef der größten Ratsfraktion bleiben und ist mindestens bis 2022 direkt gewählter Landtagsabgeordneter für Remscheid.  Die Bündelung der Zuständigkeiten in einer Hand  findet aber ein Ende.

Dass der Kapitän der mehr als 400 Mitglieder starken Partei sechs Monate vor der Kommunalwahl von Bord geht, wollte manchem ebenso wenig einleuchten wie der Hinweis, dass er den Vorsitz in jüngere Hände geben wolle. Nettekoven ist im März 42 Jahre alt geworden.

Zumal zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, wen die CDU ins Rennen um das Oberbürgermeisteramt schicken will. Kurz danach stellte Nettekoven Parteivize Alexa Bell als Herausforderin von Amtsinhaber Burkhard Mast-Weisz für die Wahl im September vor.  Die nächste Überraschung.

Drei Monate später hat Corona auch bei diesem Thema alles verändert. Der für März geplante reguläre Parteitag musste abgesagt werden, Nettekoven blieb Parteichef,  die Vorbereitungen auf die Kommunalwahl im September liefen im Hintergrund weiter. „Jetzt ziehe ich es auch durch“, sagte Nettekoven, der die Kommunalwahl als „Königsdisziplin“ bezeichnet, unserer Zeitung. Viele Parteimitglieder sind involviert, in 26 Wahlbezirken geht es um die Frage, wer diesen direkt gewinnt. Nettekovens Ziel: Die CDU soll erneut  die größte Ratsfraktion und  möglichst die Oberbürgermeisterin stellen. Sein Motto: An der CDU kommt keiner vorbei.

Der nächste reguläre Parteitag wird ein besonderer sein. Die Wahlanalyse fällt zusammen mit der auf einen Termin nach der Wahl verschobenen Wechsel an der Parteispitze. „Ich wäre gern im März Parteichef geworden“, sagt Mathias Heidtmann. Als Parteichef wäre die Kommunalwahl im Herbst zu seiner ersten Bewährungsprobe geworden. Doch kurz nachdem der Lehrer an der Sekundarschule am Rosenhügel von einer Klassenfahrt nach Hause kam, legte Corona alles auf Eis. Als Parteivize mit  sehr guten Zustimmungswerten bei parteiinternen Wahlen ist der frühere Vorsitzende des  Jugendrates gleichwohl schon jetzt gut eingebunden in die Parteistrategie. Er lege viel Wert auf Teamarbeit, sagt Heidtman, dessen Weg in der CDU seit Jahren nach oben führt,  im Gespräch mit der BM. Als Kreisvorsitzender will er mehr „nach Innen arbeiten“, den Mitgliedern einen „Mehrwert“ bieten. Politik sei in der Kommune bei aller Verantwortung kein Beruf, sondern „Ehrenamt und Hobby“. Da dürften die Mitglieder auf einem Ausflug auch mal nur Spaß haben.

In den sozialen Netzwerken fühlt sich der 31-Jährige zu Hause, sie werden im Wahlkampf sicher eine größere Rolle spielen.  Die klassischen Wege des Wahlkampfs sollen dafür aber nicht wegfallen. Der Familienvater sieht Chancen, dass sich die Rolle der CDU als größte, zum Teil aber isolierte Fraktion im Rat ändern wird. Viele neue Gesichter stünden im Herbst auch bei den Grünen oder der FDP zur Wahl. Das biete die Gelegenheit, neu ins Gespräch zu kommen. Klar sei: Mit extremen Parteien dürfe es keine Zusammenarbeit geben.

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