Interview mit Carsten Pudel Jedes Event ist eine neue Herausforderung

Remscheid · 2017 hat der Remscheider Carsten Pudel die Event-Agentur „Knallfabrik“ gegründet – eine Erfolgsgeschichte.

 Mit Anfang 40 wagte Carsten Pudel den Schritt in die Selbstständigkeit.

Mit Anfang 40 wagte Carsten Pudel den Schritt in die Selbstständigkeit.

Foto: Cristina Segovia-Buendia

Carsten Pudel hat sich 2017 mit seiner Event-Agentur „Knallfabrik“ den Traum der Selbstständigkeit erfüllt. Die Veranstaltungen, denen er sich widmet, haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie frönen der Geselligkeit und finden in seiner Heimatstadt statt. In diesem Jahr übernimmt der 42-Jährige erstmals die Organisation des Pfingsttrödels auf der Hindenburgstraße.

Herr Pudel, 2017 haben Sie beschlossen, Ihren sicheren Arbeitsplatz als Groß- und Außenhandelskaufmann aufzugeben und Ihre eigene Event-Agentur aufzubauen. Wie kommt man mit Anfang 40 zu diesem Entschluss und welche Hürden mussten Sie überspringen?

Pudel Mein ehemaliger Arbeitgeber wollte sich damals umstrukturieren und hat mir ein gutes Angebot gemacht. Ich musste nicht lange überlegen, denn es schlummerte schon immer der Wunsch in mir, mal ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Dabei stand zu dem Zeitpunkt aber noch nicht fest, was das sein sollte. Die ersten zwei Jahre nach meinem Austritt habe ich erstmal genossen und recht wenig gemacht. Organisation lag mir aber schon immer im Blut. Als Jugendlicher habe ich bei einer Veranstaltungsfirma gejobbt. 1996 war ich zum Beispiel maßgeblich an der Organisation der wohl größten gemeinsamen Abi-Party von Gertrud-Bäumer-Gymnasium und EMA beteiligt. Dann ergab es sich 2016, dass ich mit einigen Freunden selber auf einem Trödelmarkt stand und wir wurden an dem Tag etwas komisch behandelt. Ich war der Ansicht, dass das auch anders geht, also habe ich mich am nächsten Tag erkundigt, was ich für Auflagen erfüllen muss, um selber Märkte zu organisieren.

Welche Veranstaltungen haben Sie bislang organisiert, welche war dabei die Größte und welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

Pudel Da haben wir den „Klön & Klöngels“-Trödelmarkt, das „Der Stadtpark rockt“-Event und den „My Fire Food“-Grillcontest. Diese Veranstaltungen laufen in meinem Namen. Ich werde aber auch gebucht, um für andere Veranstaltungen zu organisieren. Darunter war auch die wohl größte Veranstaltung 2018, die „Bergischen Steinewelten“ (Lego-Ausstellung) im Allee-Center. Diese ging über knapp drei Wochen und hatte geschätzte 20.000 Besucher. Bei jedem Markt, bei jedem Fest oder jeder Veranstaltung gibt es neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Das ist auch schön. Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber hatte ich viele Freiheiten und habe viele Stationen durchlaufen. Vom Kaufmann, dem Logistiker bis hin zum Prokuristen. Ich habe schon früher immer so gehandelt, als ob es meine Firma wäre und nicht die meines Chefs. Von daher hat sich für mich nicht viel geändert. Mit jedem neuen Event und mit jedem neuen Tag trifft man auf Menschen und Situationen, die einen beeinflussen. Viele davon sind super und bereichern dich, manche sind aber auch nervig und andere sehr teuer. „Der Stadtpark rockt“ hieß zum Beispiel eigentlich erst „Rock im Stadtpark“, das fand die Rock im Park GmbH (die auch Rock am Ring organisiert) aber nicht lustig und hat mich verklagt. Ich hatte zum Glück eine gute Markenrechtsanwältin, die die geforderte Summe deutlich reduzieren konnte.

Als gebürtiger Remscheider und Trödelfan sind Sie wahrscheinlich selbst immer Besucher des Pfingsttrödels auf der Hindenburgstraße gewesen, oder? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Veranstaltung?

Pudel Ich war nicht nur Besucher, sondern habe auch einige Male dort verkauft. Ganz früher sind alle hinter dem Veranstalter hergelaufen, um einen der letzten freien Plätze zu bekommen. Da lief immer eine riesige Menschentraube die Hindenburgtraße auf und ab. Das war schon witzig. Die Hindenburgstraße hat ein besonderes Flair. Wenn man jemanden lange nicht gesehen hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man ihn auf dem Pfingsttrödel trifft. Für viele Remscheider ist das schon ein Ritual.

Fühlen Sie sich nach knapp zwei Jahren der Selbstständigkeit gut vorbereitet, um die vermutlich beliebteste Trödelmeile Remscheids zu organisieren? Wie kam es überhaupt dazu?

Pudel Grundsätzlich würde ich das bejahen. Es gibt allerdings zwei neue Herausforderungen: Zum einen ist das die Beschilderung und zum anderen sind es die Gewerbetreibenden und der damit verbundene Strombedarf. Um alles gut zu beschildern, müssen schon einige Tonnen an Material bewegt werden. Das kann man zwar machen lassen, dann ist es aber unverschämt teuer. Deshalb prüfe ich gerade noch zwei, drei Möglichkeiten. Mit dem Strom ist es ähnlich: Es gab ein Elektrotechnikbetrieb hier in Remscheid, der das für alle großen Outdoor-Veranstaltungen gemacht hat, aber genau diesen Part hat der Betrieb kürzlich abgegeben. Und es ist gar nicht so einfach, einen Ersatz zu finden. Vermutlich muss ich da auf auswärtige Anbieter zurückgreifen, obwohl ich ja sonst gerne die Aufträge in Remscheid lasse. Nach meinem ersten „Klön & Klöngels Trödelmarkt“ in 2017 habe ich schon Kontakt mit der IG Hindenburgstraße aufgenommen und angefragt, ob die Möglichkeit besteht, diesen Markt zu übernehmen. Der damalige Veranstalter hatte aber einen Vertrag bis Ende 2019 – eine Übernahme war erst ab 2020 möglich. Ich konnte mich jedoch schon jetzt mit dem alten Veranstalter einigen und kann deswegen bereits dieses Jahr den Markt ausrichten.

Trödelanbieter können sich bereits für das Pfingstwochenende anmelden. Wie laufen die Anmeldungen und worauf dürfen sich die Besucher freuen? Wird es Änderungen geben?

Pudel Aus den vergangenen Jahren habe ich mitgenommen, dass die Anzahl der Neuwarenstände zugenommen hat. 2018 gab es sieben Stände mit Handyhüllen, das sind eindeutig zu viele. Da haben die Händler ja auch nichts von, dass die Ware so oft vertreten ist. Dem versuche ich entgegenzuwirken und wieder mehr Trödler anzusprechen. Die erste Frühbucheraktion ist bereits abgelaufen, diese haben schon viele genutzt. Etwa 600 Meter sind bereits vergeben und ich freue mich sehr, dass der Großteil davon auch für beide Tage gebucht hat. Die zweite Aktion läuft gerade an. Die Interessierten können dazu auf meine Webseite www.knallfabrik.de gehen und sich erkundigen. Die Feuerwehr und das Ordnungsamt hatten kleine Anmerkungen zu ein paar Ständen, was ich natürlich berücksichtigen werde. Den Lehrerparkplatz werden wir dieses Jahr als Schlemmerecke nutzen und somit den Knotenpunkt vor der Fahrschule Lüttenberg entzerren. Zudem werden wir vermehrt den Schulhof des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums kontrollieren. Hier sollen wirklich nur Kinder ihre Spielsachen verkaufen.

Was erwarten Sie von der Veranstaltung und welche Bedeutung hat die Organisation eine der größten Trödelmeilen der Stadt für Sie als Veranstalter?

Pudel Ich erwarte gutes Wetter und hoffe, dass alle Spaß haben und glücklich und zufrieden nach Hause gehen. Und natürlich, dass die Menschen nächstes Jahr wiederkommen. Dass man mir nach zwei Jahren bereits das Vertrauen schenkt, das größte Straßenfest mit Trödelmarkt in Remscheid zu übernehmen, ist schon ein gutes Gefühl.

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