Bundestagswahl in Remscheid Kein viertes Direktmandat für Jürgen Hardt

Remscheid · Der CDU-Abgeordnete aus Wuppertal unterliegt auch in Remscheid klar seinem Solinger Herausforderer Ingo Schäfer (SPD). Nun hofft er darauf, über die NRW-Liste in den Bundestag einzuziehen.

 Jürgen Hardt bedankt sich im Remscheider Parteibüro der CDU bei seinem Team für den Einsatz im Wahlkampf.

Jürgen Hardt bedankt sich im Remscheider Parteibüro der CDU bei seinem Team für den Einsatz im Wahlkampf.

Foto: Jürgen Moll

Gut ein Jahr nach dem klaren Erfolg bei der Kommunalwahl kann die Remscheider SPD einen weiteren Erfolg feiern. Bei der Bundestagswahl landeten die Sozialdemokraten in Remscheid sowohl bei den Erststimmen (für Kandidat Ingo Schäfer) als auch bei den Zweitstimmen (für die Partei) deutlich vor der CDU und noch deutlicher vor den Grünen.

Bis das klar ist und sich die Stimmung bei der Wahlparty in der Gaststätte Miro spürbar lockert, dauert es allerdings seine Zeit. Während über die Fernseher aus Berlin eine Hochrechnung nach der anderen eintrudelt, wächst die Zahl der ausgezählten Stimmbezirke in der Seestadt auf dem Berge nur langsam. „Das ist jetzt sicher“, legt sich Stadtdirektor Sven Wiertz kurz vor 20 Uhr dann auf einen Sieg von Ingo Schäfer fest. Zu diesem Zeitpunkt hat der Feuerwehrmann aus Solingen 3000 Stimmen Vorsprung vor Jürgen Hardt.

Parteichefin Christine Krupp ist die Freude und der Stolz anzusehen darüber, dass die SPD den Schwung der Kommunalwahl mitgenommen hat. An den Wahlständen seien die Kommunalfinanzen oft Thema gewesen. Menschen, die normalerweise nicht die SPD wählen, hätten erklärt, dass in dieser Frage in 16 Jahren unter CDU-Führung in Berlin zu wenig passiert sei. Olaf Scholz dagegen habe sich klar für einen Altschuldenfonds ausgesprochen.

Dass es für ein viertes Direktmandat nicht reichen könnte, darauf stimmt Jürgen Hardt seine Parteifreunde im Parteibüro schon kurz nach 18 Uhr nach der ersten Hochrechnung ein. Der bergische Wahlkreis „tendiere etwas nach links“. Heißt: Er müsse schon einige Punkte mehr holen als andere CDU-Kandidaten im Land, um das zu kompensieren. Hoffnung aber macht Hardt den Anwesenden, dass die CDU es im Bund am Ende knapp als stärkste Partei schaffen könnte. Und auch für ihn sei bei einem knappen Ergebnis die Chance da, über die Liste der NRW-CDU zum vierten Mal in den Bundestag einzuziehen. Was aber wohl erst tief in der Nacht feststehen werde. Er schwört seine Parteifreunde auf einen spannenden Wahlabend ein, dankt dem Team für die tolle Unterstützung und fährt weiter nach Solingen.

In der Saxo-Bar haben die Grünen Grund zum Feiern. In Remscheid können sie ihr Ergebnis gegenüber 2017 verdoppeln und auch Kandidatin Silvia Vaeckenstedt schneidet deutlich besser ab als Ilka Brehmer vor vier Jahren. Dass die Grünen im Bund ihren Vorsprung aus dem Sommer nicht ins Ziel retten, kann Kreisvorstand Lars Jochimsen nicht die Laune verderben. „Wir sind vom Jäger zum Gejagten geworden“, sagt er mit Blick auf die sinkenden Umfragewerte für Spitzenkandidatin Annalena Baerbock. „Ich will eine Ampel“, legt sich derweil David Schichel fest. Der Fraktionsvorsitzende im Rat kandidiert im Mai 2022 für die Landtagswahl in NRW und schaut schon mal voraus. Nächste Woche starte der Wahlkampf um die Macht im Düsseldorfer Landtag. Jochimsen würde auch ein Ampelbündnis von SPD, Grünen und FDP in Berlin begrüßen. „Wir arbeiten hier in Remscheid mit der FDP gut zusammen.“

„Ich tendiere eher zu Jamaika“, sagt der FDP-Kreisvorsitzende Torben Clever im mit blau-gelben Luftschlangen geschmückten Büro an der Alleestraße. Bei den Themen im Bund sei die inhaltliche Nähe zur CDU größer, ergänzt Fraktionsgeschäftsführer Philipp Wallutat.  Katerstimmung dagegen herrscht bei der Linken. Mit knapp unter vier Prozent bleibt man weit hinter dem Ergebnis der 2017er-Wahl zurück. Direktkandidat Shoan Vaisi schneidet mit 3,4 Prozent noch schwächer ab. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagt Kreissprecherin Nadine-Fleur Bailac-Cyrus. Die von der CDU gestartete Rote-Socken-Kampagne habe Wirkung gezeigt, das habe man an den Wahlkampfständen gemerkt. Dem vor Jahren aus dem Iran geflohenen kurdischen Kandidaten Shoan Vaisi sei vor allem im Netz zum Teil blanker Hass entgegengeschlagen. „Haltet die Ohren steif“, sagt eine Parteifreundin, als sie gegen 20.30 Uhr das Parteibüro verlässt.

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