Bürgerstiftung in Remscheid gibt es seit 20 Jahren Bürger geben Geld für Bürgerprojekte

Remscheid · Über den Zustand in ihrer Stadt zu meckern fällt vielen Bürgern leichter, als sich für das Wohl ihrer Stadt zu engagieren. Die Zahl derjenigen, die sich über eine Stiftung für das Gemeinwohl einsetzen, ist vergleichsweise gering. Daran hat auch die Bürgerstiftung nicht viel geändert, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

 Zu den Projekten der Bürgerstiftung gehörte auch die Reparatur des zerstörten Hasenclever-Engels. Im Bild: Wilfried Milz (re.), Vorstand der Bürgerstiftung, und Pfarrer Martin Rogalla.

Zu den Projekten der Bürgerstiftung gehörte auch die Reparatur des zerstörten Hasenclever-Engels. Im Bild: Wilfried Milz (re.), Vorstand der Bürgerstiftung, und Pfarrer Martin Rogalla.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sie gehörte zu den ersten ihrer Art in Deutschland. Mit einem Stiftungskapital von 100.000 Euro startete sie. 200.000 Euro hat sie innerhalb von 20 Jahren für viele verschiedene Projekte ausgegeben. Das sind 10.000 Euro im Schnitt pro Jahr. Ohne dieses Geld von Bürgern für Bürger hätte sich manches nicht verwirklichen lassen. „Wir haben aber in Remscheid keine Stiftungskultur“, sagt Karl-Heinz Humpert, der zu den Gründungsmitglieder gehört.

Ein Blick in die Nachbarstadt Wuppertal reicht, um zu sehen, was möglich ist. Die Dr. Werner-Jackstädt-Stiftung verfügt über ein Stiftungskapital von 100 Millionen Euro. Damit werden unter anderem Forschungsprojekte der Bergischen Universität und zahlreiche Kulturinstitutionen unterstützt. Ohne dieses Geld läge die kulturelle Szene in Wuppertal am Boden. Remscheid ist dagegen weiter sehr bescheiden aufgestellt.

Die Gründung der Stiftung im Oktober 2000 in der Klosterkirche entwickelte sich zu einer Zitterpartie, Bis zum Schluss stand nicht sicher fest, ob die Grenze von 100.000 Euro übersprungen wird. Das war Bedingung für die Gründung. Inzwischen zählt die Stiftung 29 Mitglieder. Vorsitzende ist Kathrin Gilberg. Jugend, Kultur und Soziales gehören zu den Bereichen, die schwerpunktmäßig gefördert werden.

Zu den ersten Projekten zählte die Initiative, Werkhaus-Künstler in die Schulen zu bringen. Den Beginn machte die Schule Mannesmann. Die Stiftung kümmerte sich auch um Projekte wie Fitnessgeräte für den Spielplatz im Stadtpark. Sie half mit, den zerstörten Engel auf dem Stadtfriedhof zu reparieren. Oder aktuell soll das Haus der Pfadfinder an der neuen Streuobstwiese in Reinshagen gestrichen werden. Die Bürgerstiftung steht dabei tatkräftig zu Seite.

Es geht der Stiftung nicht darum, spektakuläre Dinge zu fördern, sondern möglichst dort zu helfen, wo eine nachhaltige Entwicklung zu erwarten ist. Dazu zählt auch die SOS-Zahnbox. Wenn sich Kinder oder Jugendliche bei einem Unfall ihre Zähne ausschlagen, ist schnelle Hilfe wichtig, damit die Zähne gerettet werden können. SOS-Zahnboxen gibt es daher in allen Remscheider Schulen und Sportstätten, finanziert von der Bürger-Stiftung.

Alle Hilfe kommt schnell und unbürokratisch. „Unsere einzigen Ausgaben sind Portokosten“, sagt Kathrin Gilberg. Jede Spende werde zu 100 Prozent weitergeleitet. In Zeiten niedriger Zinsen bekommen Stiftungen Schwierigkeiten, genügend Ertrag zu erwirtschaften. Die Bürgerstiftung ist daher froh über den Kontakt zur Zahnärzte-Initiative Remscheid. In 17 Remscheider Zahnarztpraxen stehen kleine Sammelboxen mit der Aufschrift „Ihre Zähne sind uns Gold wert“. Genauer sind es natürlich die Kronen und Füllungen der Patienten, die sich zu Geld machen lassen. Geld, das die Bürgerstiftung in gemeinnützige Projekte steckt. Ein wichtige Einnahmequelle, um auch das Ehrenamt in Remscheid zu stützen. Unter der Überschrift „Wir machen Bürger stark für das Ehrenamt“ bietet das Bürgerkolleg Remscheid kostenlose Weiterbildungen für Ehrenamtler an. Die Volkshochschule bietet diese Reihe an. Vielleicht ist das 20-jährige Bestehen Anlass für einige wohlhabende Remscheider, das Stiftungskapital zu erhöhen. Humpert: „Es ist nicht so, dass in der Stadt nicht genügend Geld wäre.“

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