Remscheid Bürger brauchen mehr Beratung

Remscheid · Die Verbraucherberatung an der Alleestraße verzeichnet eine steigende Zahl von persönlichen Gesprächen. Die geplante Streichung des Zuschusses von 65000 Euro wäre ihr Ende. Die Politik ist noch nicht entschieden.

 Lydia Schwertner leitet die Remscheider Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. Sie bangt um den Fortbestand der Einrichtung.

Lydia Schwertner leitet die Remscheider Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. Sie bangt um den Fortbestand der Einrichtung.

Foto: Nico Hertgen

Für immer mehr Remscheider wird es immer schwieriger zu durchschauen, ob der neue Handyvertrag Fallen hat, wo die Tücken bei einem Wechsel des Stromanbieters liegen und wie man sich gegen unverschämte Werbeanrufer und dreiste Lastschriftbetrüger wehren kann. Lydia Schwertner, Leiterin der Verbraucherberatung, hatte im vorigen Jahr fast immer ein volles Haus in den Räumen an der Alleestraße 32. Die Zahl der persönlichen Kontakte stieg um 600 auf 6043. "Manchmal müssen die Menschen auch zwei Stunden warten", sagte Schwertner gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Öfter klingelt auch das Telefon, ohne dass einer abheben kann. Die Kapazitäten seien mehr als ausgelastet.

65 000 Euro Zuschuss

Remscheid ist zurzeit die einzige Kommune in Nordrhein-Westfalen, die angekündigt hat, ihre Verbraucherberatung zu schließen. Oberbürgermeisterin Beate Wilding will den Zuschuss von knapp 65 000 Euro im Jahr sparen. Das bedeutet das Aus für die Beratungsstelle. Das Land NRW gibt seinen Zuschuss von 65 000 Euro nur, wenn die Kommune ihren Anteil aufbringt.

Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, unterstrich die doppelte Funktion der Beratungsstelle. Zum einen kümmere sie sich um die Sorgen der Bürger vor Ort. Zum anderen sei sie ein Sensor für das, was auf den verschiedenen Geschäftsfeldern schief laufe. Daher arbeite man eng mit der Politik, der Wissenschaft und der Polizei zusammen, um die schwarzen Schafe auch wirklich zu vertreiben. Alle Parteien im Landtag haben der Finanzierung der Verbraucherzentrale NRW bis 2015 zugestimmt.

Aus Sicht von Lydia Schwertner wird ein Thema immer drängender: die Altersarmut. Manchmal sind es die Kinder, die mit den Eltern kommen, weil diese sich schämen, finanziell gescheitert zu sein. "Wir bieten ein niederschwelliges Angebot für jedermann", sagte Schwertner. Es sei kein Makel, mit Schulden zu kommen.

SPD-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meinecke regte an, die Zusammenarbeit mit anderen Beratungsstellen in der Stadt zu verbessern. "Wir sollten zu einer besseren Abstimmung der Schwerpunkte kommen", sagte Meinecke. Ob die SPD für eine Schließung stimmen wird, ließ er offen und verwies auf die Ratssitzung am 28. Juni. Beatrice Schlieper (Grüne) erklärte, wie wichtig die persönliche Beratung bei zunehmender Altersarmut werde. Bernd Quinting (CDU) sagte, die Methoden der Betrüger seien immer schwerer zu durchschauen. Daher seien Beratung und Hilfe wichtiger denn je.

(RP/url)
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