Remscheid Bombennacht - 1063 Kerzen für die Toten

Remscheid · Angemessen, würdig und auch berührend war die Gedenkveranstaltung, mit der die Stadt Remscheid, der Evangelische Kirchenkreis Lennep und das katholische Stadtdekanat an die Zerstörung Remscheids durch den Bombenhagel in der Nacht auf den 31. Juli 1943 erinnerte.

 Mit Ausschnitten aus dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms wurde der Opfer der Bombennacht am 31. Juli 1943 in der Evangelischen Stadtkirche gedacht. Anschließend zog man weiter in die Katholische Kirche St. Suibertus.

Mit Ausschnitten aus dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms wurde der Opfer der Bombennacht am 31. Juli 1943 in der Evangelischen Stadtkirche gedacht. Anschließend zog man weiter in die Katholische Kirche St. Suibertus.

Foto: Nico Hertgen

Die Bilder der zerstörten Hindenburgstraße, der bis auf die Grundmauern abgebrannten Stadtkirche, Fotos von Schutthaufen, ausgebrannten Häusern und Trümmern in der Alten Bismarckstraße atmeten Staub und Not. 1063 Menschen verloren während des Luftangriffs durch die Royal Air Force ihr Leben. Da war es wohltuend, wie Oberbürgermeisterin Beate Wilding die 1063 Opfer und die zahllosen Verletzten "dieser furchtbaren Nacht" in den Mittelpunkt ihrer einfühlsamen Rede stellte. "Menschen haben ihr Leben verloren, die noch Träume hatten", erinnerte die OB. Wo heute Frieden, Freundschaft und Freiheit scheinbar selbstverständlich schienen, gelte es, wachsam zu sein. "Die Opfer mahnen uns, für Verständigung zu kämpfen."

Urs Diederichs, Leiter des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid, ordnete die Geschehnisse in den historischen Zusammenhang ein. Ohne dies sei ein Gedenken und Erinnern nicht möglich. Der Historiker erklärte, rechtfertigte aber nicht. Er skizzierte, dass die Kriegsgegner durch den Angriff in erster Linie die deutsche Rüstungsindustrie treffen wollten. Die überwiegende Zahl der Toten seien Frauen gewesen, darunter viele Zwangsarbeiterinnen.

"Roma und Sinti und die jüdischen Remscheider kamen nicht mehr zu Schaden. Sie waren bereits vorher in die Vernichtungslager gebracht und dann umgebracht worden", erinnerte Diederichs an die durch den nationalsozialistischen Rassenwahn Verfolgten und Ermordeten.

Zum Geläut der Glocken von Stadtkirche und der Pfarrkirche St. Suitbertus gingen die Menschen anschließend den kurzen Weg zum katholischen Gotteshaus zu Fuß. Auch dort standen im ökumenischen Gottesdienst die Opfer im Mittelpunkt.

1063 Kerzen leuchteten für jeden einzelnen im Bombenhagel jener Nacht getöteten Menschen. Sie alle hatten Namen, die in alphabetischer Reihenfolge zum Gesang des Kirchenchors "Cantemus" auf eine Leinwand geworfen wurden. "Gerade heute, wo die Erinnerung allmählich verblasst, müssen wir gedenken", mahnte Stadtdechant Monsignore Thomas Kaster.

(bona)
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