Remscheid Bissig, böse und doch barmherzig

Remscheid · Richard Rogler legt treffsicher den Finger in die Wunden der poliltischen Klasse und wahrt dennoch stets den Takt.

Auch für einen Kabarettisten ist nur eine schlechte Nachricht eine gute Nachricht. Richard Rogler überbringt sie mit einem süffisanten Grinsen: Es fehlen Landärzte. Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit, suche sie verzweifelt, aber er finde keine. Sogar in Flüchtlingsheimen sei der Minister schon gewesen, sagt Rogler. Dort hätten sich zwar ein paar Ärzte aus Syrien gemeldet, aber die wollten nicht nach Mecklenburg-Vorpommern. Sie seien aus einem Land geflohen, in dem Not und Elend herrschten, und wollten sich nicht noch mehr verschlechtern, sagten sie. Und so regiert weiter das nackte Grauen auf dem Lande: Zur Darmspiegelung komme der Klempner, und der Tierarzt versorge auch die Menschen. Kürzlich habe ein Veterinär die ganze Nacht bei einer Kranken am Bett gesessen, weil er dachte, sie kalbe. Das Publikum in der voll besetzten Klosterkirche lacht herzhaft. Es ist genau das, was die Zuhörer erwartet haben.

Durchweg in Roglers Alter (Jahrgang 1949), sind sie mit den Großen des deutschen Kabaretts aufgewachsen, wie Werner Fink oder Dieter Hildebrandt. Richard Rogler unterhält in dieser Tradition - bissig, böse, aber auch barmherzig. Dumme Dreistheit ist ihm zuwider, unser aller Schwächen karikiert er mit dem Blick für Milieu und Menschlichkeit. Bei Politikern trifft er oft auf beides - dann wird er sarkastisch. Das politische Statement: "Deutschland liefert keine Waffen in Kriegsgebiete" veranlasst den Kabarettisten zu: "Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." Er kann nur den Kopf schütteln, wenn Claudia Roth als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages in der gepanzerten Luxuslimousine herumfährt. "Wer will die denn entführen?", fragt er sich. Die nehme einem doch keiner mehr ab.

Es reicht Rogler völlig, wenn er lediglich den Titel der Doktorarbeit der Umweltministerin Barbara Hendricks zitiert: "Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein." Noch Fragen, Rogler? Roglers beißende Analyse der deutschen Politiklandschaft ließe schier verzweifeln, wäre es nicht so lustig. Zur SPD zitiert er Dieter Hildebrandt: "Man kann keine Faust machen, wenn man die Finger überall drin hat." Merkel sei nur auf Drängen Kohls Kanzlerin geworden, damit sich die Leute nach Kohl sehnen. Und Flüchtlinge seien nur willkommen, um das Motto der CSU zu befriedigen: "Nah am Menschen." So gekonnt den Finger in die Wunde zu legen, erfordert Talent, Takt und Treffsicherheit. Richard Rogler hat es und kann es. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen, wie er auf der Bühne hin und herläuft, laut denkt und sein Grinsen nicht vergisst. So war sein Schluss keine Überraschung: "Das Schöne am Kabarett ist, dass es mal aus ist." Sprach's, und es wurde Licht im Saal.

(RP)
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