Remscheid Bewegende Songs über das Leben

Remscheid · Sängerin Patricia Kelly eroberte die Herzen des Publikums im Kultshock mit ehrlichen Songs und einem Auftritt ohne Star-Allüren. Die Musiker hielten sich dezent im Hintergrund.

 Vor vielen Kelly-Fans der ersten Stunde trat Patricia Kelly auf und riss sie mit Songs wie "No Lies" von den Stühlen.

Vor vielen Kelly-Fans der ersten Stunde trat Patricia Kelly auf und riss sie mit Songs wie "No Lies" von den Stühlen.

Foto: jürgen moll

Es ist nicht die Musik, die Zuhörer und Zuschauer begeistert. Es sind die Gefühle, die die Musik erweckt. Und Gefühle werden oft von Erinnerungen an gute oder auch schlechte Zeiten ausgelöst. Genau so war's im Konzert, das Patricia Kelly und ihre Band im Kult-shock gab.

Patricia Kelly versteht es, authentische Emotionen zu wecken. Das Mitglied der legendären "Kelly Family" - heute als Solo-Künstlerin unterwegs - bringt einen Mix aus alten Kelly-Songs und eigenen Stücken auf die Bühne. Die eigentliche Musik scheint keine große Rolle zu spielen. Die Band - Keyboard, Drums, Bass, Gitarre / Cello - spielt wie jede gute Band in dieser Besetzung. Unspektakulär hält sie sich im Hintergrund. Ihr Sound soll Patricia nach vorne bringen. Das tut er auch.

In einem weiten dunklen Rock mit Gummiband und einer dunklen Bluse sowie mit ihren blonden Haaren sieht das Kelly-Girl aus, als käme sie geradezu vom Kochherd. Der fertige Eintopf dampft noch. Keine Star-Allüren, keine Effekthascherei. Auf den ersten Blick eine Frau wie die vielen im Saal, die an ihren Lippen hängen.

Der Eindruck täuscht nicht: Sie sind mit der Musik der Kellys groß geworden. Haben mittlerweile wie Patricia eine Familie gegründet, manche bringen ihre Kinder mit. Vermutlich haben sie auch wie Patricia Höhen und Tiefen erlebt. Und jetzt sind sie hier, um sich mit Patricia zu freuen, "dunkle Zeiten überwunden zu haben" (Patricia).

"No Lies", ein alter Hit der Kellys, reißt die Leute sofort von den Sitzen. Sie singen mit und in der darauf folgenden Frage-Antwort-Improvisation kommt Gospel-Feeling auf. Die Besucherinnen Sabrina, Daniela und Mirka sind extra aus Hagen zum Konzert gereist. Die Kelly-Fans der ersten Stunde, Durchschnittsalter 35, leben wie alle anderen im Saal richtig auf, wenn Patricia die alten Kelly-Hits singt. Ihre Texte kennen sie alle im Saal. Sie stehen spontan auf, klatschen mit im Takt, wiegen die Arme und genießen die alten Zeiten.

Patricia Kelly macht nicht den Eindruck, als wolle sie sich vom Image der Kelly-Familie lösen. Sie erzählt, dass bald wieder vier von ihnen in Holland ein Konzert geben werden. Vor viereinhalbtausend Leuten. Und es sei ausverkauft. Die Leute im Kultshock jubeln. Die Sängerin freut sich mit ihnen.

Einer ihrer Sprösslinge darf auch auf die Bühne. Patricias Sohn Iggy singt das Hobbit-Lied "I See Fire". "Er hat das Kelly-Gen", sagt Patricia stolz. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Nach der Pause singt sie ein Stück ihrer letzten CD: " Is This It". "Der Oktober ist der Brustkrebstag", sagt sie anschließend. Sie weist auf die rosa Brustkrebsschleife hin, die sie an der rechten Schulter trägt. Und sie ermuntert eindringlich jede Frau, zur Vorsorge zu gehen. Die Fans wissen, was gemeint ist.

"Hier im Saal ist eine ganz besondere Stimmung", sagt Mirka. Was sie damit meint, ist offensichtlich: Patricia schafft es, ein Wir-Gefühl unter allen im Publikum zu erzeugen.

Es ist, als treffe sich eine Schicksalsgemeinschaft. So etwas zu erreichen, schafft nicht jeder Musiker. Aber diese Künstlerin hat das Kelly-Gen.

(RP)
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