Bergische Symphoniker in Remscheid Zeichentrick-Lieder mit Leidenschaft

Remscheid · Am Freitagabend luden die Bergischen Symphoniker bereits zum 16. Mal zur „On-Fire“-Reihe. Das Theater war sehr gut gefüllt und die Stimmung auf und vor der Bühne bestens.

Sängerin Maureen Mac Gillavry und Dirigent Miki Kekenj haben sich bei den Liedern an ihre Kindheit erinnert.

Sängerin Maureen Mac Gillavry und Dirigent Miki Kekenj haben sich bei den Liedern an ihre Kindheit erinnert.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Es ist beinahe nicht zu glauben. Die Reihe „On Fire“, die im Oktober vor fünf Jahren mit dem ersten Teil einen fulminanten Auftakt hinlegte, ging am Freitagabend bereits in die 16. Runde. Zur Premiere hatte Pop-Sänger Max Mutzke eine grandiose Performance mit den Bergischen Symphonikern unter der künstlerischen Leitung des ersten Geigers Miki Kekenj abgeliefert. Da das Ganze vor sehr vollen Theater-Rängen passierte, kann man nun getrost von einer etablierten Erfolgsgeschichte sprechen. Das Orchester ging in allen 16 Teilen gänzlich neue und vor allem extrem unterhaltsame Wege. Der keineswegs einfache Spagat zwischen E- und U-Musik gelang dabei praktisch immer und sorgte für große Begeisterung im Theaterrund. Am Freitagabend nun ging es um Cartoon-Stücke – das Thema behandelte also im weiteren Sinne Filmmusik, nur eben um jene in mehr oder weniger bekannten Zeichentrickfilmen.

Was wohl jeder im Publikum kannte, war die Walt-Disney-Verfilmung des Rudyard-Kipling-Romans „Das Dschungelbuch“. Die Hits aus diesem liebevoll gezeichneten Filmklassiker, wie „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“ oder das Lied der Schlange Kaa, wurden in ein Medley zusammengefasst, das jede Menge Erinnerungen an die Abenteuer des Menschenjungen Mogli, an den Affenkönig King Louie und Balu, den Bären, wachwerden ließ – und begeisterten Applaus erntete. Aber auch Songs aus neueren Disney-Filmen wie „Hercules“ kamen beim bestens gelaunten Publikum sehr gut an, das fleißig mitging und mit Applaus keineswegs sparte.

Einer der beiden Gesangs-Gäste war der Musical-Darsteller Jonas Hein, der etwa die durchaus pathetische „Hercules“-Nummer „Go The Distance“ mit viel Herzblut und Leidenschaft in der Stimme präsentierte. Das Orchester – in der ganz großen Besetzung mit Schlagzeug und viel Perkussion und unter der Leitung von Miki Kekenj – bereitete ihm dazu ein kuschelweiches musikalisches Federbett, auf dem Jonas Hein die epischen Klänge ausbreiten konnte. Es war ein schönes Wiedersehen mit diesen wundervollen Melodien, die man aus der eigenen Kindheit kannte. Wie auch Miki Kekenj sagte: „Das ist wohl das persönlichste Konzert, das ich je zusammengestellt habe.“ Denn es gehe eben zurück in die eigene Kindheit. „Und ich habe viele dieser Filme, aus denen wir heute Abend Musik spielen, in der Vorbereitung mit meinen Kindern wieder angesehen“, ergänzte er.

Wie eben auch „The Beauty And The Beast“, dessen Titelsong von der zweiten Gästin des Abends, der wunderbaren Maureen Mac Gillavry, gesungen wurde. Stichwort Persönliches: „Ich war als Kind in Belle aus dem Film verliebt – ich habe mich aber viel später auch in den Gesang von Maureen Mac Gillavry verliebt, als ich sie aus dem Orchestergraben heraus als Maria Magdalena im Musical ‚Jesus Christ Superstar‘ gehört habe“, gestand der Dirigent augenzwinkernd. Vollkommen nachvollziehbar, wenn man sich ihren Gesang im Verlauf des Abends anhörte. Die eine oder andere Gänsehaut war da garantiert entstanden.

Ein Gast ganz anderen Kalibers war hingegen Tausendsassa Michael Forster. Der moderierte zwischendurch durchaus launig, albern und einfallsreich kostümiert, schließlich war Freitag der 11.11. „Ich weiß, dass er auf die Bühne kommt, aber ich habe keine Ahnung, was er dann sagt oder macht“, sagte Miki Kekenj. Und ergänzte: „Darauf freue ich mich fast noch mehr als auf die Musik...“ Und tatsächlich, das hatte großen Unterhaltungswert, wenn Michael Forster etwa im blauen, langen Kleid als „Die Eisprinzessin“ auf die Bühne kam. „Ja, ich weiß, das Kleid steht mir nicht“, sagte er etwas maulig-verschmitzt – denn klar, das war Komplimente-Fischen in Reinkultur. Und auch sonst war Michael Forster gewohnt gut gelaunt unterwegs, wenn er sich etwa mit einer Urban-Priol-Gedächtnis-Sturmfrisur mit Miki Kekenj um die Wette auf die nächsten Stücke freute.

Es war eben diese überaus gelungene Mischung aus Klamauk und virtuos dargebotener Musik, die einmal mehr deutlich machte, warum die Bergischen Symphoniker bei ihrem Publikum so beliebt sind.

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