Konzert in Remscheid Ben Waters auf Abschiedstournee

Remscheid · Ben Waters begeistert im Teo Otto Theater mit seiner humorvollen Art und grandiosem Boogie-Woogie.

 Ben Waters hat schon mit den Rolling Stones Platten aufgenommen und mit Chuck Berry, Jerry Lee Lewis oder David Gilmour die Bühnen geteilt.

Ben Waters hat schon mit den Rolling Stones Platten aufgenommen und mit Chuck Berry, Jerry Lee Lewis oder David Gilmour die Bühnen geteilt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ein Mann sitzt relativ einsam an seinem Piano. Der Saal ist voll, alle blicken gebannt auf die Bühne. Dann haut dieser Piano-Mann in die Tasten und die vorher noch zurückhaltende, ruhige Stimmung schlägt um. Zwar nicht ganz direkt sichtbar, keiner tanzt auf den Stühlen. Aber es geht doch ein deutlich merkbares Summen durchs Publikum im Foyer des Teo Otto Theaters, das voll bis auf den letzten Platz ist. Füße wippen mit, Finger trommeln den Rhythmus, für den Rest sorgt der Mann auf der Bühne. Es ist Mittwochabend, Ben Waters ist in Remscheid zu Gast und hat den Boogie-Woogie mitgebracht.

Waters gehört zu den absoluten Koryphäen in dieser fröhlichen Spielform des Jazz. Das wird nicht nur dann klar, wenn man einen Blick in die musikalische Vita des Briten wirft. Hat er doch schon mit den Rolling Stones Platten aufgenommen und mit Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, David Gilmour oder Bobby Womack die Bühnen dieser Welt geteilt. Es wird vor allem aber dann klar, wenn man dem Mittvierziger an einem Konzertabend einfach mal zuhört. Da sitzt er an seinem Klavier, dieser unscheinbare, eher stämmige Mann, und haut einen Schwank am Piano raus, dass es eine wahre Freude ist. Chuck Berrys „Johnny B. Goode“ heißt der Klassiker. Den verlegt Waters indes mal eben nach Russland. Unterlegt ihn mit typisch osteuropäischer Melancholie, mixt den Säbeltanz von Chatschaturjan ebenso rein wie „Kalinka“, „Take on me“ von a-ha und Deep Purples „Smoke on the water“. Und erntet für diese wunderbare Form der Völkerverständigung völlig zu Recht donnernden Applaus.

Aber auch in der zwischendurch eingeschobenen Trio-Besetzung mit Gitarrist Uli Spormann und Schlagzeuger Christoph Heinsch funktioniert Waters blendend. Da werden dann Blues-Klassiker wie „Lay down Sally“ von Eric Clapton, „Long tall Sally“ von Little Richard oder „Get your kicks on Route 66“ von Nat King Cole in der Interpretation von Chuck Berry ausgepackt. Dabei kommt dann sogar so richtig intensives Blues-Club-Feeling auf, was im eher seriösen Ambiente des Teo Otto Theater-Foyers ja nun eher selten der Fall ist und sich am stärker werdenden Mitklatschen zeigt. Auf den Stehplätzen – also bei jenen Besuchern, die keinen Sitzplatz mehr bekommen haben – wird dann der Einfachheit halber gleich getanzt. Rock’n’Roll Baby, sozusagen.

Die Stimmung im Foyer ist bestens, Waters hat sein Publikum in der Hand. Er dirigiert es durch Mitsingparts während der Songs genauso wie er es in die Pause hineinführt. Dazu kommt sein herrliches Denglisch, mit dem er das Publikum durch den Abend führt. „Ich habe einen Vertrag: Wenn ich in Deutschland spiele, muss ich Deutsch sprechen“, sagt er noch ganz unfallfrei – und fügt trocken hinzu: „Auch wenn mein Deutsch scheiße ist.“ Bei der Ankündigung eines Songs von Dr. John wird es dann schon amüsanter: „Another drunken Mann, that couldn’t get in der Haus ...“ Da nimmt man die „Entschuldigung“ gerne entgegen: „Bitte entschuldige my Denglisch!“

Wenn man dabei gewesen ist, hat man nicht nur einen musikalisch hochwertigen Abend erlebt – es könnte zudem die letzte Gelegenheit gewesen sein, Ben Waters zu erleben. Das sagt sein Mitmusiker Spormann in der Pause: „Es ist Bens Abschiedstournee, er möchte jetzt ein bisschen kürzertreten.“ Der Plan sei, nur noch in seiner englischen Heimat aufzutreten. „Er hat einen eigenen Pub, das ‚Stumble Inn‘. Dort will er künftig nur noch spielen“, sagt Spormann. Der Gitarrist sagt das mit Bedauern. Dann lächelt er verschmitzt und sagt: „Aber ich bin schon dabei, ihn zu bearbeiten. Vielleicht kann ich ihn ja noch umstimmen.“ Schön wär’s, denn ohne die Musik von Ben Waters ist die Welt tatsächlich ein wenig trister.

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