Remscheid Beethoven, Beats und Turnschuhe
Remscheid · Die Bergischen Symphoniker sorgen mit dem DJ-Duo "Moonbootica" für einen unvergesslichen Abend.
Es ist ein dieser Abende, die ganz anders hätten ausgehen können. Champions-League-Finale, Grillwetter, Talsperren-Stimmung. Aber das Theo-Otto-Theater ist zur zweiten Auflage von "on fire" voll. Menschen in Turnschuhen, auffällig viele kunstvolle Tätowierungen, Piercings, Zuhörer zwischen 25 und 35. Und dazwischen die Besucher, die den Bergischen Symphonikern die Treue halten - ganz egal, in welchem Genre sie sich gerade tummeln. Und eines vorneweg: Bereut haben dürfte es kaum einer, dass er sich für das Theater und nicht für die Terrasse entschieden hat.
Denn als das Licht ausgeht, beginnt ein Spektakel, das seinesgleichen sucht. In den nächsten zwei Stunden wird Musik aufgetischt, die so unerwartet harmonisch zusammen klingt, so kraftvoll und anders, dass einem der Mund offen stehen bleiben will, dass man gar nicht anders kann, als sich zu bewegen. Ein Wort: Fantastisch! Oder wie Konzertmeister Miki Kekenj später sagen wird: "Der Hammer!" Auch er trägt heute weiße Turnschuhe unter nackten Knöcheln. Und er ist dermaßen gut gelaunt, liefert sich einen fröhlichen Schlagabtausch mit DJ Oliver Kowalski, den eigentlich alle nur "KoweSix" nennen, und hat gleichzeitig seine Musiker so gekonnt im Griff, dass Zuhören Spaß macht. Der Auftakt ist schon fulminant, lässt aber noch nicht ahnen, was an diesem Abend passiert. Denn erst danach begrüßt der Konzertmeister das DJ-Duo "Moonbootica", das mindestens so viele Besucher ins Theater gezogen hat, wie die Symphoniker. Tobias Schmidt, der den Künstlernahmen "Tobitob" trägt und "KoweSix" sorgen mit ihrer Technik für den "Beat". Es gibt kein anderes, kein besseres Wort. Es ist der Beat, der Bass, elektronische Musik, Rhythmen. Eine ältere Dame wird später in der Pause von "einer durchaus angenehmen Geräuschkulisse" sprechen. Und dieser "Beat" trifft an diesem Abend auf Beethoven, die Kompositionen der beiden DJs auf Arrangements von Miki Kekenj, der fast unbemerkt, hier und da, Beethoven in die Stücke geschummelt hat. Zwei Musikwelten treffen aufeinander - mit Wums, mit Energie, mit vielen Talenten. Den Musikern wird alles abverlangt. Die Bögen sausen über die Seiten. Flöten, Fagott, Harfe, Xylophon: Jedes Instrument findet seinen Raum. Und die Zuschauer ersehnen den Augenblick, wenn sich über die Melodien der Symphoniker der Beat legt, wenn er die Töne zu verstärken scheint und die Zuhörer von den Sitzen reißt. Es ist wie ein Stoß, ein Ruck, der durch das Publikum geht. Erst stehen die Jungen und tanzen zum Clubsound, dann legen diejenigen nach, die bisher eher wenig von "Moonbootica" gehört haben dürften. Siri Svegler, Milan Jasper und Luis Baltes sorgen immer mal wieder für die Stimmen zu den Stücken. Der Jubel des Publikums wird Teil der Musik. Dann kündigt Miki Kekenj die Abschlussrakete an. "Wir spielen. Ihr rastet aus. O.K.?" Nass geschwitzt, blickt er ins Publikum. O.K. Drei Zugaben müssen das DJ-Duo und die Symphoniker geben, bevor das Publikum leiser wird.