Baudenkmäler in Remscheid Ein historischer Ort der Umweltbildung
Serie | Remscheid · Die Natur-Schule Grund war bis zur Bildungsreform der 1960er Jahre eine Volksschule. Nach einiger Zeit der anderen Nutzung ist das seit 2012 denkmalgeschützte Gebäude ein außerschulischer Bildungsort.
Dass eine Schule ein Baudenkmal ist, ist nicht ungewöhnlich. Man denke etwa an das Lenneper Röntgen-Gymnasium, das im Rahmen dieser Serie schon vorgestellt wurde. Dass eine so genannte Umweltbildungsstätte in einem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht ist, sollte daher nicht überraschen. Das 19. Jahrhundert bringt unter der Herrschaft Preußens so etwas wie eine „Schulpflicht“ von heute. Bezeichnet wurde dies allerdings noch etwas martialischer. Wie die Untere Denkmalbehörde herausgefunden hat, war ab 1815 von der „Schulzucht in den Provinzen“ die Rede. Die heutige Natur-Schule Grund ist dabei aber wohl nicht die erste Schule in dieser Ecke Remscheids. „Unser Gebäude ist wohl um 1900 errichtet worden. Aber weiter unten an der Grunder Schulstraße hat es vermutlich auch schon im früheren 19. Jahrhundert eine Schule gegeben – ebenfalls um das Jahr 1870 ist davon die Rede. Damals wurden der Überlieferung nach über 150 Schüler beschult“, sagt Jörg Liesendahl, Diplom-Biologe und pädagogischer Leiter der Natur-Schule.
Die damaligen Volksschulen hatten der preußischen Regierung zufolge eine bestimmte Struktur zu haben. Das gilt auch für die Natur-Schule Grund, die, so die Denkmalbehörde, damit „Aussagewert für die Geschichte des Schulbaus“ hat. Das Gebäude, das erst seit dem 12. Juli 2006 auf der Denkmalliste der Stadt Remscheid steht, ist ein relativ schlicht anzusehendes zweistöckiges Gebäude, ein verschieferter Fachwerkbau mit Satteldach. „Die Volksschule ist Ende der 1960er Jahre im Rahmen der Bildungsreform aufgelöst worden, obwohl hier in Grund 1962 noch ein größerer Anbau errichtet wurde“, sagt Liesendahl. Bis 1998 habe es dann keine pädagogische Einrichtung in der ehemaligen Volksschule gegeben. „Sie wurde aber weiter genutzt, so war etwa eine große Wohnung für den Platzwart des angrenzenden Sportplatzes vorgesehen“, sagt Liesendahl.
Um ein so altes Gebäude muss sich dennoch gekümmert werden. Etwa im Rahmen einer energetischen Sanierung, um die Energiekosten trotz der alten Bausubstanz möglichst niedrig zu halten. „Wir als außerschulische Umweltbildungsstätte sind seit 1998 hier ansässig – daher haben wir sowohl das Vorher als auch das Nachher mitbekommen“, sagt Liesendahl. Denn erst 2010/11 sei das Gebäude im Rahmen des Konjunkturpakets II, das als Folge der internationalen Finanzkrise von 2008/09 aufgelegt wurde, energetisch saniert worden. „Wir hatten hier viele asbesthaltige Platten verbaut, dazu gab es Bausünden der 1950er Jahre, die dann rückgebaut wurden. Im Anschluss wurde der Status als Baudenkmal vor allem wegen der schulhistorischen Bedeutung des Gebäudes verliehen“, sagt Liesendahl.
Für ihn sei es ein besonderer Arbeitsplatz, sagt der pädagogische Leiter weiter. „Wir können viele aktuelle Aspekte mit der Geschichte des Hauses verbinden. So wurde etwa bei der Sanierung des Hauses versucht, die Bautechniken von früher zu verwenden – mit Fachwerk und Lehmbaumaterial.“ Und dabei habe man direkt Nägel mit Köpfen gemacht, um ein Anschauungsbeispiel dieser historischen Bautechnik sichtbar zu machen. Die Natur-Schule hat als pädagogisches Ziel nämlich nicht nur, das Naturerleben für die kleinen Menschen zu ermöglichen, sondern auch ökologische Zusammenhänge aufzuzeigen – das dann eher für ältere Kinder und auch Jugendliche, bis hin ins Erwachsenenalter. „Dabei geht es dann etwa um den ‚Baum als Lebensraum‘ oder den ‚Wald als Ökosystem‘“, sagt Liesendahl. Dazu passen natürlich auch die Nachhaltigkeit und Ökologie in der Bauwirtschaft.
Auch die anderen Angebote gehen genau in diese Richtung. „In der Regel kommen die Grundschulklassen einmal im Jahr für einen Tag zu uns. Die weiterführenden Schulen haben ebenfalls solche Tage – angelehnt an deren Lehrplan“, sagt Liesendahl. Besonderen Eindruck würde hier immer die umfassende Abholzung des Waldbestands als direkte Folge des Klimawandels erwecken. „Das macht etwas mit den Schülern“, betont der pädagogische Leiter. Außerdem gebe es Familien-Angebote oder Ferienprogramme. „Wir ergänzen die Schule als Ort, an dem etwas stattfinden kann und wo es auch Informationen gibt“, fasst Liesendahl zusammen. Und das im historisch akkurat hergerichteten Ambiente.
Neben der eigenen Arbeit der Natur-Schule gibt es in Grund auch mehrere Kooperationsprojekte. „Das älteste wird vom Verein ‚Leben lernen‘ angeboten – der ist schon länger hier als die 18 Jahre, die ich meinen Posten hier habe“, sagt Liesendahl schmunzelnd. Dort werden Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahre auf den Schulbesuch vorbereitet, der vorher nicht möglich ist. „Auch die Heinrich-Neumann-Förderschule hat hier eine Gruppe für kleinere Kinder im Grundschulalter hier, es ist einer der Außenstandorte der Schule“, sagt Liesendahl. Auch hier gehe es darum, die Kinder soweit zu bekommen, in die Regelschule gehen zu können. In der Regel besuchen diese Kinder zwei Jahre die Natur-Schule.