Remscheid Ballett begeistert, Sostmeier perlt, das Pferd ist tot

Remscheid · Carsten Sostmeier ist den Freunden des Dressurreitens als Kommentator aus dem Fernsehen bestens bekannt. Seine sonore Stimme kippt auch dann nicht aus der Tonlage, wenn der Hengst Totilas die Piaffe zu den Takten eines süßlichen Orchestersounds doch noch verstolpert. Beim Gastspiel des Bundesjugendballetts im Teo Otto Theater gibt Tilman Patzak einen Künstler, der das Pferd tanzt. Passage, Pessade oder Levade - der Zweibeiner trabt wie ein Vierbeiner und schüttelt das rote Kopfhaar kräftig, wenn es auf die letzte Diagonale einbiegt. Sostmeiers Stimme bildet den ironisch-zynischen Kommentar zu dieser Persiflage auf den Tanz auf Hufen. Am Ende ist das Pferd tot, aber Sostmeiers Stimme perlt weiter wie ein volles Champagnerglas.

"Der Ritt" gehörte zu den heiteren Momenten an diesem ansprechenden Abend, bei dem sich die Nachwuchs-Compagnie von John Neumeier, einer der großen Choreographen der Szene, zeigte. Ausschnitte aus Choreographien des Meisters bestimmten die Stückfolge. Szenen wie die Petrushka-Variationen zu Strawinskis Musik verliehen der Aufführung Glanz, weil die hohen technischen Anforderungen so gemeistert wurden, dass der emotionale Gehalt der Situationen sich offenbaren konnte. Das war nicht immer so. Die Bergischen Symphoniker zauberten im Orchestergraben einen Klangteppich, auf dem die jungen Tänzer sich intuitiv und hingebungsvoll entfalten konnten. Tosender Applaus war der gerechte Lohn.

CHRISTIAN PEISELER

(RP)
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