Ausstellung in Remscheid-Honsberg An Wunder glauben – und an die Kunst

Remscheid · In der „Ins Blaue Art Gallery“ in Honsberg stellen ab Sonntag Judith Funke und Hans-Georg Inhestern aus.

 Judith Funke und Hans-Georg Inhestern stellen in der Ins Blaue Art Gallery in Honsberg aus.

Judith Funke und Hans-Georg Inhestern stellen in der Ins Blaue Art Gallery in Honsberg aus.

Foto: Michael Tesch

Sie heißen Adele, Susanne, Karl-Heinz und Frank. Und zu jeder dieser kleinen, wie Bilder präsentierten und mit Vornamen betitelten Materialcollagen kann Hans-Georg Inhestern auch eine kleine biografische oder vielleicht auch nur fiktive Geschichte erzählen. Die allerdings nicht Ausgangspunkt für die Arbeiten waren, wie der Düsseldorfer Bildhauer betont, dessen Werke zusammen mit Bildern der Solinger Malerin Judith Funke ab Sonntag in der „Ins Blaue Art Gallery“ zu sehen sind. Eröffnung ist um 16 Uhr. Beide Künstler werden anwesend sein.

„Nomen est omen“ lautet der Titel der neuen Werkserie Inhesterns. Hier ist also der Titel wirklich Programm. Ausgangspunkt aller Skulpturen Inhesterns sind Fundstücke – etwa alte Fotografien vom Flohmarkt –, oder Alltagsgegenstände wie mit sichtbaren Gebrauchsspuren versehene Emailleschüsseln – aufeinandergeschichtet wie eine Brancusi-Säule. Beliebtestes Material der „Nomen est omen“-Serie sind Stücke auseinandergenommener alter Möbel. „Mein Thema ist die Wirklichkeit. Ich überführe alte Objekte in die Kunst, und die Kunst dann wieder in die Wirklichkeit“, erzählt Inhestern.

„Wer an Wunder glaubt . . .“ lautet der Ausstellungstitel. „Das Wunder geschieht, wenn sich die Dinge zu einem stimmigen Arbeit zusammenfügen.“ Wenn im teilweise monatelangem Arbeitsprozess die bearbeiteten, bemalten, mit Fotos oder Gläsern collagierten Stücke zur Skulptur werden, findet sich auch der passende Name. „Ich könnte nicht anfangen und sagen, jetzt mach ich einen Jürgen. Das würde so nicht funktionieren“, so Inhestern.

Auch Judith Funkes Bilder lassen die durch den Schaffensprozess entstehenden (Bild)Wunder geschehen. „Ich experimentiere, spiele, gucke, und sehe, was auf der Leinwand passiert“, erzählt die Solingerin. Dieses Experimentieren zeigt sich besonders in einer großen Wandarbeit, bestehend aus sechs schmalen und raumhohen Malerei-Collagen. Sie bestehen aus vielen Gedenkschleifen, die Funke erst einzeln bearbeitet hat, um sie dann zu Zöpfen zusammenzuflechten. Wie große dreidimensionale Pinselstriche gliedern sie nicht nur die Wand, sondern der gesamten Raum wird zur Installation.

Judith Funkes großartige Malerei lohnt eine nähere und intensive Betrachtung. Denn erst bei genauem Studium lassen sich die vielfältigen Übermalungen, das Abkleben einzelner Zonen, die vielen übereinanderliegenden Farbschichten erkennen. Obwohl die Malerei abstrakt ist, bilden sich in ihren Bildern stets Gegenständlichkeiten – Horizontlinien gliedern die Flächen, Pinselstriche werden zu Bäumen oder Häusern, Eindrücke von Natur und Landschaften entstehen.

Es ist eine gute Wahl von Galeriebetreiberin und Künstlerin Katja Wickert gewesen, gerade diese beiden Künstler die ehemaligen Wohnräume an der Siemensstraße zur Verfügung zu stellen. Denn die Patina der ehemaligen Wohnräume intensiviert den spannenden Dialog der beiden künstlerischen Positionen, die sich insgesamt, das zeigt die Ausstellung eindrucksvoll, bei aller Unterschiedlichkeit doch sehr nahe stehen.

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