Remscheid Auftakt zum Orgelsommer mit Bach und Folk

Remscheid · Das Auftaktprogramm zum Orgelsommer in der Kirche der Evangelischen Stiftung Tannenhof passte nicht ganz zum warmen Sommerabend draußen: "Folk Spirit On Organ" verhieß zugleich herbstliche Rustikalität, versprach ein wenig Nebel und Lagerfeuerstimmung - das Stück verzauberte dann doch die gut 100 Zuhörer, die sich auch nicht von der verschlossenen Schranke am Eingangsbereich hatten aufhalten lassen (Tipp: an der Sprechanlage sagen, dass man gerne zum Orgelsommer möchte.) Das folkige Programm wurde vom Leverkusener Organisten und Komponisten Hans-André Stamm präsentiert. Der 57-Jährige hatte neben einigen Eigenkompositionen auch das eine oder andere Orgel-Bonmot der großen Meister Bach und Mendelssohn im Gepäck - und wusste damit zu begeistern. Der Applaus, war zunächst ein wenig zögerlich, er verstärkte sich aber im Verlauf des Abends. Denn das, was Stamm an seinem Instrument im Angebot hatte, war wahrlich beifallswürdig.

Im vergangenen Jahr waren im Orgelsommer noch vor allem europäische Künstler, vornehmlich aus den Partnergemeinden Remscheids präsentiert worden. In diesem Jahr hieß das Motto hingegen "Klingende Nachbarschaft". Im 27. Orgelsommer gastieren also an den vier Terminen im August Organisten aus der Region.

Hans-André Stamm wusste vor allem mit seinen Eigenkompositionen zu begeistern - wie mit dem quirligen Stück "Echoes Of Joy", das einen perfekten Auftakt bildete. Es bot eine nur selten so zu hörende Mischung aus Folklore und Leichtigkeit - und eben jener gravitätischen Schwere, die die Klänge einer Kirchenorgel so einzigartig macht. In die gleiche Richtung gingen die Stücke "Irish Fantasy" oder "Celtic Hymn". Zwischen filigran-zurückhaltend und lustvoll-flirrend wirkten sie: Das "fröhliche Vöglein" war kein alter Rabe, vielmehr ein kleiner, munterer Kolibri.

Aber natürlich, und das ist nun keinesfalls abwertend gemeint, kann Stamm mit seinen durchweg ansprechenden Kompositionen nicht mit dem Genius eines Johann Sebastian Bach mithalten. Das zeigte sich bei der "Fuga alla giga" mit ihren perlenden Klängen, die dann doch fast noch ein kleines bisschen besser zum Instrument passten, als die ab und zu etwas leichtere Kost aus der Feder Stamms. Bleibt die Kirchenorgel dann doch eher ein altes und seriöses Instrument?

Die Antwort lautet Nein. Auch Stücke wie "Rêve" und "The Joyful Birdie", beide komponiert von Stamm, brachten alle Klangfacetten und das großartige Spektrum der Kirchenorgel eindrucksvoll zur Geltung. Dazu kam die wundervolle Atmosphäre des Kirchenraums, die den ersten Orgelsommerabend zu einem vollen Erfolg werden ließ.

Mi. 12. August, 19 Uhr mit Ben-David Ungermann aus Hochdahl.

(RP)
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