Remscheid Auch Abendrealschule hofft auf einen Kompromiss

Nicht nur die Schüler der Volkshochschule sind von den Änderungen der Bafög-Förderung betroffen. Die Unterstützung entfiele auch für zahlreiche Studierende der Remscheider Abendrealschule, beziehungsweise des Weiterbildungskollegs. "Die Mehrheit unserer rund 260 Studenten bezieht Bafög", sagt Schulleiter Stefan Tolksdorf auf Nachfrage. "Ich habe Sorgen, ob die Schüler den Wegfall des Bafögs verkraften", fügt er hinzu.

Das Gros der rund 260 Schüler sei zwischen 17 und 25 Jahre alt. Nachgeholt werden können der Hauptschulabschluss nach Klasse 9, nach Klasse 10 sowie der Realschulabschluss (mittlerer Abschluss). Es seien nicht - wie früher - ältere Berufstätige, die noch auf der Abendrealschule ihren Abschluss nachholen und laut Gesetz als erwachsene Berufstätige Bafög berechtigt sind und somit als eigentliche Zielgruppe gelten, sondern eher jüngere Leute ohne Perspektive für Ausbildung oder Job.

Sie wohnen größtenteils noch zu Haus, kämen nicht aus betuchten, bildungsnahen Familien. Außerdem komme ein hoher Anteil der Studierenden aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte. Ohne Bafög-Bezug wären sie darauf angewiesen, dass die Eltern einspringen - was womöglich viele nicht können oder wollen. Immerhin bleiben sie während der Schulzeit von - in der Regel - zwei Jahren ohne Einkünfte. Es bestehe die Gefahr, dass die jungen Leute dann ihre Weiterbildung abbrechen.

Auf dem ersten Bildungsweg hätten die Studierenden aus unterschiedlichen Gründen keinen Abschluss geschafft - das seien sogenannte Schulversager, Menschen mit Schulangst, psychischen Problemen oder aus schwierigen Familienverhältnissen, die erkennen, dass sie ohne Schulabschluss nicht weiterkommen, sagt Tolksdorf.

Es setze eine "späte Vernunft" ein, dass man ohne Schulabschluss auf dem Ausbildungsmarkt oder im Beruf kaum Chancen hat. Und einige entwickelten durchaus einen schulischen Ehrgeiz und starte richtig durch.

Eine hohe Quote erreiche die mittlere Reife mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe, einige hatten vorher nicht einmal einen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 geschafft. "Wir sind die Schule der zweiten Chance", sagt der Schulleiter.

Doch Tolksdorf hofft noch auf einen Kompromiss, der sich offenbar abzeichne. Dieser sehe eine Übergangszeit für die Studierenden vor. Das Lehrerteam rechne jetzt mit einem höheren Beratungsbedarf unter den Studierenden.

(pd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort