Arbeitsmarkt in Remscheid Ungelernte Arbeiter müssen als erste gehen

Remscheid · In Zeiten, in denen die Exportkurve bei den Betrieben nach oben schnellt, geht die Anzahl der Arbeitslosen in Remscheid nach unten. Keine andere Stadt im Städtedreieck ist so abhängig vom Wohlergehen der Industrie, was insbesondere die Werkzeugindustrie und den Maschinenbau betrifft.

Arbeitsmarkt in Remscheid: Ungelernte müssen als erste gehen
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Aber auch die erste größere Delle in der Konjunktur seit einigen Jahren schlägt direkt auf die Arbeitsplätze durch. Die Firmen schicken als erste die Menschen nach Hause, die über Zeitarbeitsfirmen eingestellt wurden. Die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung ist ein probates Mittel, sich von Personalkosten zu entlasten, wenn die Auftragslage schwieriger wird. „Meist sind es die ungelernten Kräfte, die es in dieser Situation trifft“, sagt Martin Klebe, Chef der Arbeitsagentur Wuppertal-Solingen, zu der auch Remscheid gehört.

Die jüngsten Zahlen belegen die Entwicklung. Die Quote unter den ausländischen Arbeitslosen, unter denen viele ohne Ausbildung sind, ist um 17,4 Prozent im Vergleich zum Januar des vorigen Jahres gestiegen. Auch die Jugendarbeitslosigkeit hat sich um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht – obwohl Remscheid einen Bewerbermarkt hat. Wer in der Werkzeugstadt eine Ausbildung beginnen will, hat eine breite Auswahl. Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. „Unter den Arbeitslosen sind Jugendliche, die keinen Schulabschluss haben und sich mit Jobs durchschlagen“, sagt Klebe. In einer schwächelnden Konjunkturphase fallen die Geringqualifizierten als erste hinten runter. Während in Remscheid die Arbeitslosigkeit von 7,2 auf 7,7 Prozent gestiegen ist, ging Solingen den umgekehrten Weg – von 7,5 auf 7,1 Prozent. Der höhere Anteil an Dienstleistern macht sich in der Klingenstadt im Vergleich bemerkbar. Für Klebe sind das aber keine Anzeichen für eine tiefgreifende Wende. Der Chef der Arbeitsagentur geht davon aus, dass die Auftragslage in der zweiten Jahreshälfte besser wird. Die große Herausforderung liege in der  Digitalisierung. Ohne Investitionen in die Ausbildung der Mitarbeiter sei der Wandel nicht zu schaffen. Klebe bedauert es, dass die betriebliche Ausbildungskultur immer noch unterentwickelt sei.

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