Arbeitsmarkt in Remscheid Kurzarbeit erschwert Jobvermittlung

Remscheid · Über 20.000 Remscheider müssen von Kurzarbeitergeld leben. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Stadt sagt, die finanzielle Belastung sei „noch nicht dramatisch“.

 Mit dem Antrag auf Kurzarbeit signalisieren die Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter halten zu wollen.

Mit dem Antrag auf Kurzarbeit signalisieren die Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter halten zu wollen.

Foto: dpa-tmn/Jens Büttner

20.575 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leben in Remscheid zurzeit von Kurzarbeitergeld. Das teilt die Arbeitsagentur Wuppertal-Solingen mit In einigen Branchen bessern die Arbeitgeber den Lohn auf, um den Härtefall zu mildern, nur noch von 60 Prozent des Nettolohns bei laufenden Kosten leben zu müssen. Mit der Anmeldung von Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur signalisieren die Arbeitgeber, dass sie ihre Mitarbeiter halten wollen. Das hat Folgen für den Arbeitsmarkt. So trägt Kurzarbeit dazu bei, dass es immer weniger Firmen gibt, die Stellen neu besetzen. „Leider konnten auch im Juni weniger Menschen aus ihrer Arbeitslosigkeit heraus eine neue Stelle antreten. Das Geschehen am Arbeitsmarkt ist abhängig vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die Unsicherheit ist deutlich spürbar“, sagt Martin Klebe, Chef der Arbeitsagentur.

Das zeigt sich auch bei den der Agentur gemeldeten offenen Stellen. Vergleicht man die Zahlen der Stellenzugänge, so wurden im Juni 173 Stellen gemeldet (66 weniger als im Vormonat, 154 weniger als im Vorjahr). Das erschwert vor allem die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen. Nach dem jüngsten Bericht der Arbeitsagentur ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Aktuell sind 1688 Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, das sind 153 (zehn Prozent) mehr als vor einem Jahr. Von den Langzeitarbeitslosen werden 92,2 Prozent (1557 Personen) in der Grundsicherung betreut.

Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung. Die Unterbeschäftigung erfasst zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Personen, die als Teilnehmer von Maßnahmen, aufgrund von Krankheit oder sonstigen Gründen nicht als Arbeitslose gezählt werden. Insgesamt sind in diesem Monat 6317 Menschen unterbeschäftigt. Das sind 291 Personen mehr als vor einem Jahr (4,8 Prozent). Nach Angaben von Sozialdezernent Thomas Neuhaus hat die Corona-Krise die Strategie der Stadt durchkreuzt, vor allem Menschen in Bedarfsgemeinschaften in Arbeit zu vermitteln. In Remscheid werden 5588 Bedarfsgemeinschaften gezählt. Ein Anstieg um 193 Gemeinschaften. „Die Entwicklung ist für unsere Verhältnisse noch nicht dramatisch“, sagt Neuhaus. Bei den Ausgaben für Wohnungen und Heizung liege man zurzeit sogar nocht etwas unter den Ausgaben des vorigen Jahres. Neuhaus hofft, wenn der Arbeitsmarkt wieder anspringt und mehr Vermittlungen möglich werden, die Zahl der Bedarfsgemeinschaften weiter zu reduzieren und den Haushalt zu entlasten.

Eine positive Entwicklung erwartet das Jobcenter auf dem Arbeitsmarkt für junge Menschen. Aktuell sind 456 junge Menschen unter 25 Jahren von Jugendarbeitslosigkeit betroffen — das sind 1,7 Prozent weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Jugendarbeitslosigkeit aber um 78 Personen (20,6 Prozent) gestiegen. Anfang Juni hat die Jugendberufsagentur in Remscheid ihre Räume am Friedrich-Ebert-Platz bezogen. Dort arbeiten Berater des Jobcenters, des Jugendamtes und der Berufsberatung zusammen. „Wir hoffen, auf kurzen Wegen jungen Menschen schnell helfen zu können“, sagt Jörg Faust. Durch die Corona-Pandemie hatte sich der Start in den neuen Räumen verzögert.

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