Interview mit Volker Beckmann Am alten Bahnhof bewegt sich was

Lüttringhausen · Der Vorsitzender des Kulturkreises im Heimatbund setzt zur Kulturförderung vor allem auf Kooperationen.

 Volker Beckmann, Vorsitzender des Kulturkreises im Heimatbund, will kulturell etwas in Lüttringhausen bewegen und setzt dabei auf Zusammenarbeit.

Volker Beckmann, Vorsitzender des Kulturkreises im Heimatbund, will kulturell etwas in Lüttringhausen bewegen und setzt dabei auf Zusammenarbeit.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Beckmann, der Kulturkreis im Heimatbund hat sich Anfang des Jahres neu aufgestellt. Warum?

Volker Beckmann Als klar war, dass ich das als Vorsitzender übernehme, habe ich Mitstreiter gesucht, weil es darum geht, unterschiedliche Aktivitäten in Lüttringhausen gemeinsam zu machen und auch zeitlich zu koordinieren. Außerdem geht es darum, den Kulturkreis im Heimatbund bekannter zu machen.

Warum ist es denn gerade in der Kultur notwendig, zu kooperieren?

Beckmann Ich habe immer den Verdacht, dass der Bergische im Allgemeinen und der Lüttringhausener im Besondern gerne sagt: Das ist meine Veranstaltung, das ist deine Veranstaltung – und dann macht jeder Werbung in seiner Seifenblase. Das heißt, man trifft immer die entsprechenden Cliquen, aber für so einen richtigen Gemeinschaftsgeist für Lüttringhausen, würde ich sagen, ist noch Luft nach oben.

Wie viel Potenzial gibt es denn? Ist der Kalender schon voll genug?

Beckmann Es sind nahezu 200 Veranstaltungen. Das reicht für so einen Stadtteil. Trotzdem fehlen da bestimmte Elemente, die man gemeinsam angehen kann. Ein Bespiel aus dem letzten Jahr ist die Rocknacht im CVJM. Das war eine reine CVJM-Initiative. Das hat funktioniert, war ein guter Einstieg. Wenn man aber jetzt mit zwei, drei anderen Organisationen gemeinsam dafür arbeitet, ist die Arbeit leichter zu bewältigen und die Zielgruppe wird deutlich größer.

Neue Veranstaltungsformate müssen sich auch erst etablieren…

Beckmann So ein Format wie „Töttern“, wo es um inhaltliche Diskussion, um lokalpolitische Fragen mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit geht, hat es ein bisschen schwerer. Generell sind die Lüttringhausener gewohnt, dass man kostenlose Konzerte bekommt. Da ist die Nachfrage permanent immer groß. Bei kostenlosem Eintritt und Spende klappt es gut. Aber bestimmte Angebote kriegt man nicht kostenlos. Mit Eintritt wird es schwierig. Wir arbeiten daran.

Gibt es dazu schon Konzepte?

Beckmann Wir sind Anfang des Jahres an den Kulturausschuss herangetreten. Wenn man Zulauf haben will, etwa bei der Gertenbuchstraße im Frühjahr, muss man auch was inszenieren. Das kostet Geld und das kommt nicht so rein. Kulturförderung zu beantragen und Sponsoring zu betreiben, ist von vorneherein eingeplant.

Warum ist es denn so schwer, die Menschen nur mit der Kulturveranstaltung selbst anzulocken?

Beckmann Es ist nicht schwierig, aber die Ergänzung macht es runder. Das ist atmosphärisch schöner. Wenn ich zum Beispiel, wie beim Latino-Festival vor zwei Wochen, argentinische Künstler hier habe und ich habe dann argentinischen Wein dabei und eine argentinische Suppe dazu, dann kommt es einfach gut an. Und natürlich trägt es auch zur Finanzierung der Veranstaltung bei. Insofern erleichtert das Kulinarische das Atmosphärische und das Finanzielle.

Haben Sie kulturelle Wünsche für Lüttringhausen?

Beckmann Der Wunsch ist eindeutig da, mal neue Sachen zu kreieren und Schätze, die in Lüttringhausen und Remscheid zu finden sind, mit einzubauen. Eben auch auf regionale Künstler zurückzugreifen, ihnen eine Plattform zu geben. Ein Anliegen ist es, mithilfe der Kultur lokalpolitische Akzente zu setzen. Insofern werden wir da auf die Bezirksvertretung zugehen und gucken, wo da noch Unterstützung für Stadtteilarbeit ist. Und wenn darüber zum Beispiel eine Aufwertung der Heimatspielbühne passieren könnte, wenn eine Vernetzung der Aktivtäten ums Rathausumfeld passieren könnte, dann bekommt der ganze Stadtteil auf einmal ein neues Bürgerwohlbefinden, bei dem man veranstaltungsmäßig auch ganz anders planen könnte.

Welche Rolle spielt die Freilichtbühne?

Beckmann Die Freilichtbühne ist ein Goldschatz für ganz Remscheid, in der Nutzung aber eingeschränkt. Mit welchen Playern, welchen Möglichkeiten und mit welcher notwendigen Unterstützung – Stichwort Überdachung, Bühne, Zelt, nutzbare Nebengebäude – das wären alles so Dinge, die man überlegen kann. Und der Heimatbund ist gut beraten, solche Heimatschätze, jetzt gerade in der Zeit, wo es auch Heimatförderung gibt, durchzuforsten. Das wird ein Schwerpunkt sein, auch mit der Stadt gemeinsam zu überlegen, wie man diese Stadtteilentwicklungsarbeit – und ich finde, Kultur ist ein Stadtteilentwicklungsprojekt – voranbringt.

Wo herrscht denn noch Bedarf?

Beckmann Bei Kulturveranstaltungen in Klausen. Das lag lange Zeit brach. Dadurch, dass sich die Kirchen da zurückgezogen haben, sind nur noch die Schlawiner tätig. Auch die Schlawiner kriegen Veranstaltungen nicht so gut alleine hin. Das Hauptproblem sind personelle Ressourcen. Da eignen sich Kooperationen wunderbar.

Was ist denn aus den Bestrebungen geworden, den alten Bahnhof zum Kulturort zu machen?

Beckmann Im September wird es wieder ein Bahnhofsfest geben. Es gibt neue Kooperationspartner, die mit der zukünftigen Belegung des Hauses zu tun haben werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir beim Bahnhofsfest über die Zukunft des Gebäudes und die Nutzung nicht nur reden können, sondern zeigen, das, was da geplant ist. Mehr will ich aber noch nicht verraten.

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