Remscheid Altstadt-Anwohner: Feste ja, Dreck nein

Remscheid · Der Bühnenbeirat als Veranstalter des Lenneper Sommers will auf die Nöte der Altstadt-Anwohner eingehen. Das berichtete Beiratsmitglied Ralf Flügge, Vorsitzender des Lenneper Schützenvereins 1805 und der Altstadtfreunde, am MIttwoch bei der Mobilen Redaktion der BM.

 BM-Redaktionsleiterin Kristina Hellwig (links) im Gespräch mit David Schmidt, Thomas Schmittkamp und einer Anwohnerin (v.l.).

BM-Redaktionsleiterin Kristina Hellwig (links) im Gespräch mit David Schmidt, Thomas Schmittkamp und einer Anwohnerin (v.l.).

Foto: Nico hertgen

"Wir wollen Leben in die Altstadt bringen, aber natürlich muss auch die Lebensqualität für die Anwohner gewährleistet bleiben", sagt Flügge.

Daher habe der Beirat am Dienstagabend besprochen, wie die Veranstaltungsreihe 2014 verträglicher gestaltet werden kann. "Wir haben überlegt, ob es künftig erforderlich ist, an jedem Wochenende hier Musik zu machen", sagt Flügge. Denkbar wären als Ersatz für Rock- und Pop-Konzerte etwa Stockpuppentheater-Aufführungen oder Auftritte von Comedians. "Dann gäbe es auch mal ein anderes Publikum", sagt Flügge. Außerdem könne so das Kulturprogramm reichhaltiger gestaltet werden.

"Wohin entwickelt sich die Altstadt?", das fragten am Mittwochvormittag die BM-Redakteurinnen Kristina Hellwig und Alexandra Rüttgen ihre Gäste am Stand der Mobilen Redaktion vor der Altstadtbühne — genau dem Ort, der für einige Anwohner Anstoß des Ärgernisses ist. Die wöchentlichen Veranstaltungen des Lenneper Sommers seien zu viel des Guten, argumentieren sie, außerdem würden Feierlichkeiten wie das Weinfest zunehmend von unappetitlichen Auswüchsen begleitet.

"Das Weinfest war noch nie so schlimm wie in diesem Jahr", sagte Gertrud Hölterhoff, Anwohnerin der Botengasse. Und eine Anwohnerin des Alter Markt berichtete von Angetrunkenen, die in ihre Blumenkübel uriniert haben. Zerbrochenes Glas und menschliche Exkremente seien nicht mehr hinnehmbar: "Wir wollen ja Veranstaltungen, aber man muss die Chaoten in den Griff bekommen", sagte Ilse Koch. Das wünscht sich auch Evelyne Junker: "Wir möchten als Anwohner ein Miteinander. Wir wollen nicht als Kulisse wahrgenommen werden. Die Veranstalter sollen sich bewusst sein, dass hier Menschen leben."

Schnell kamen die Lenneper auch untereinander ins Gespräch. Dabei differenzierten sie sehr genau: Die Vandalen seien weder Gäste des Weinfestes, noch der umliegenden Gaststätten. "Die haben sich ihre eigenen Vodka-Flaschen mitgebracht, die sie vorher im Supermarkt gekauft haben, und sie am Munsterplatz getrunken."

Roland Kirchner, Vorstandsmitglied des Verkehrs- und Fördervereins Lennep, erinnerte an den Grundgedanken des Lenneper Sommer: "Wir wollen die Leute nach Lennep bringen und hoffen, dass sie auch ohne Veranstaltung wiederkommen — zum Einkaufen oder Ausgehen." Zugleich wollen die Verantwortlichen mit ihren Aktivitäten den Ruf Lenneps verbessern, nicht verschlimmern. "Wir müssen aufpassen, dass die Randalierer nicht die allgemeine gute Stimmung kippen", sagte Kirchner.

Denn auch das wurde deutlich: Wie David Schmidt, Mitglied der Inhaberfamilie von Rotationstheater, -café und Musik- und Kunstschule, äußerten sich viele Lenneper sehr angetan von den positiven Entwicklungen, die ihr Stadtteil genommen hat. Sie sind froh über die schönen Cafés und Geschäfte in der Altstadt. Allerdings könnten sich die Gastwirte deutlicher als bisher für die Altstadt engagieren: "Es wäre schön, wenn im Bühnenbeirat auch Gastronomen säßen", sagte Christian Gross vom Verkehrs- und Förderverein. Schließlich seien sie es, die in besonderer Weise von den Aktivitäten profitieren.

Bezirksbürgermeister Dieter Rohrweck zeigte Verständnis für die Nöte der Anwohner. "Die Leute reden nicht von belebt, sondern von versaut, beschmiert und verdreckt. Darüber muss man diskutieren." Doch Rohrweck zeigte sich zuversichtlich: "Ich bin sicher, dass eine Einigung gefunden wird."

Daran arbeitet auch das Ordnungsamt: Es hat für kommenden Dienstag Lenneps Gastronomen und Vereine zu einem Gespräch eingeladen. Dass es entgegen allen Erfahrungen der Vorjahre während des diesjährigen Weinfestes Auswüchse gab, "damit haben wir nicht gerechnet", gibt Beckmann zu. Künftig sei neben einer verstärkten Präsenz des Ordnungsamtes auch der Einsatz von "Buddies" möglich. Das sind speziell geschulte, junge Menschen, die auf Alkohol trinkende Jugendliche einwirken. Auch die Anregung der Anwohner, bei Großveranstaltungen die Einfahrten in die Altstadt zu sperren, wird laut Beckmann im Ordnungsamt bereits diskutiert: "Da sind so viele Leute auf der Straße. Eine ähnliche Regelung wie bei den Karnevalsveranstaltungen wird aus Sicherheitsgründen voraussichtlich kommen."

(RP)
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