Remscheid Alternative zur Gesamtschule

Remscheid · Politiker und Lehrer bringen die Schulform "Gemeinschaftsschule" in die schulpolitische Diskussion ein. Diese läuft als Modellversuch. Bisher konzentriert sich die Debatte auf eine dritte Gesamtschule in Remscheid.

Remscheid: Alternative zur Gesamtschule
Foto: dapd, dapd

Die Weichen für die Schulentwickung in Remscheid werden in diesem Jahr gestellt. Das hat die Politik erklärt. Neben der Idee, eine dritte Gesamtschule zu gründen, wird eine weitere Variante diskutiert: die Gemeinschaftsschule. In dieser Schulform, die unter der rot-grünen Landesregierung als Modellversuch eingeführt wird, bleiben Schüler nach der Grundschulzeit länger zusammen. Darin sehen Politiker und Lehrer eine Alternative.

"Ein sanfterer Übergang"

Vorteile gegenüber einer Gesamtschule sind nach Auffassung von Jutta Velte, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, mehr Gestaltungsmöglichkeiten und ein sanfterer Übergang. "Bestehende Schulen können sich auf Antrag in Gemeinschaftsschulen umwandeln. Das ist etwas anderes als die Gründung einer neuen Gesamtschule." Sie wünsche sich, dass Schulen jetzt die Dramatik der Entwicklung von Schülerzahlen erkennen und sich offen gegenüber möglichen Lösungen zeigen.

Diese werden dringend gebraucht. Wie eine aktuelle Statistik der Schulverwaltung bis 2021 zeigt, schrumpfen Jahrgänge, die auf weiterführenden Schulen gehen, von derzeit 1042 auf bis zu 818 Kinder. Das sind umgerechnet acht Klassen oder zwei Schulen mit jeweils vier Parallelklassen.

Schon jetzt sind die Hauptschulen Klausen und Rosenhügel mangels Nachfrage im Selbstauflösungsprozess, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meinecke sagte. Gleichzeitig werden rund 160 bis 200 Schüler jedes Jahr von den Gesamtschulen abgewiesen. Remscheid habe zwei Hauptschulen und ein Gymnasium zu viel, aber eine Gesamtschule zu wenig, hatte Meinecke in seiner Haushaltsrede dazu bemerkt.

Für Wieland Gühne von der Wählergemeinschaft hat die Schulform "Gemeinschaftsschule einen gewissen Charme". Denn eine dritte Gesamtschule laufe Gefahr zur Resteschule zu verkommen, in der überwiegend Kinder mit Hauptschulempfehlung landen — diese hatte das Gros der jetzt von den Gesamtschulen abgewiesenen Kinder. Auch die CDU hält die dritte Gesamtschule für den falschen Weg, weil der Mix an Begabungen fehle, sagte deren schulpolitischer Sprecher Kai Kaltwasser. Er interpretiert die Zahlen so, dass die vier Gymnasien unverzichtbar seien.

Die Gymnasialdirektoren plädieren dafür, bei Schulplanung nicht nur Zahlen und Gebäude zu berücksichtigen, sondern auch pädagogische Faktoren. Sie favorisieren die Gemeinschaftsschule oder eine Verbundschule, bei der sich eine Haupt- und eine Realschule zusammenschließen. Sie seien bereit, Gemeinschaftsschüler in die Oberstufe aufzunehmen. "Wir sehen nicht, wo das Schülerpotenzial für eine sechste oder siebte Oberstufe in Remscheid herkommen könnte", sagte Sprecher Michael Birker.

Für Jutta Velte muss die Kooperation zwischen beiden Schulformen allerdings viel früher ansetzen: "Gymnasiale Standards gehören schon ab Klasse fünf in der Gemeinschaftsschule dazu."

(RP)
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