Remscheid Alkoholiker zeigen ihre Krankheit Psychiaterin verstärkt Leitungsteam

Remscheid · Eine Ausstellung am Alter Markt in Lennep nennt sich "1001 Alkoholiker".Dr. Eva Niederhofer kümmert sich um Diagnostik und Therapie.

 Uwe Sträter (links) und Willi Engelbert setzten sich durch Bilder mit ihrem Alkoholismus auseinander.

Uwe Sträter (links) und Willi Engelbert setzten sich durch Bilder mit ihrem Alkoholismus auseinander.

Foto: Jürgen Moll

Patienten der Ergotherapie der Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus Radevormwald haben sich künstlerisch mit ihrer Sucht auseinandergesetzt. Entstanden sind sowohl Bilder als auch einige Skulpturen, die eine vielfältige Sicht auf ein Leben mit der Krankheit erlauben. Die Vernissage in den Räumen des Ambulant Betreuten Wohnens für Menschen mit Suchterkrankungen des Blaukreuz-Zentrums Oberberg am Alter Markt in Lennep bildet dabei nur die Auftaktveranstaltung. Die Ausstellung soll von den rund 20 Bildern stetig bis auf 1001 Bilder wachsen. "Die Zahl steht für viele Betroffene. Es geht darum, sich damit auseinander zu setzen und um die Symbolik, dass immer wieder neue erkranken", erklärt die Initiatorin der Aktion, Therapeutin Susanne Grimm-Schulz. Angeregt durch das Projekt "1001 Afrikaner", das auf das Leid der Afrikaner aufmerksam machen soll, will Grimm-Schulz mit der Ausstellung Öffentlichkeit für das Thema Alkoholiker schaffen( zu sehen bis Mai). Die Gesellschaft schiebe es häufig beiseite. Es treffe immer nur die anderen.

 Prof. Dr. Klaus Windgassen ärztlicher Direktor der Stiftung Tannenhof, freut sich über die neue Kollegin Dr. Eva Niederhöfer.

Prof. Dr. Klaus Windgassen ärztlicher Direktor der Stiftung Tannenhof, freut sich über die neue Kollegin Dr. Eva Niederhöfer.

Foto: Jürgen Moll

Für die Betroffenen ist das Kreativsein ein wichtiger Schritt im Genesungsprozess. Durch die Sucht seien Gefühle betäubt. "Durch die Kreativität lernt man wieder, seine Gefühle wahrzunehmen und auch auszudrücken", sagt Grimm-Schulz.. So sehen einige ihre Sucht als etwas Dunkles, Erschreckendes. Entsprechend sind auch Farb- und Motivwahl, die von abstrakt bis realistisch reicht. Titel wie "Angst", "Help" oder "Gefangen" verstärken den Eindruck. Andere hingegen sind überraschend farbenfroh so wie die Werke von Uwe Sträter, dem es die amerikanische Pop-Art-Kunst angetan hat. "Mit dem Fortschritt in der Therapie sind die Bilder immer etwas bunter und fröhlicher geworden. Wir sollten uns mit unserer Krankheit nicht verstecken". Auch Willi Engelbert ist überzeugt vom Konzept: "Da kann man sehen, was Kranke auch schaffen können". Seinem "inneren Teufel" hat er sich gestellt und sieht ihn positiv.

Die Evangelische Stiftung Tannenhof hat eine neue Leitende Ärztin. Seit Anfang Januar ist Dr. Eva Niederhofer verantwortlich für den Klinikbereich Psychiatrie IV, der eine allgemeinpsychiatrische und zwei gerontopsychiatrische sowie zwei psychosomatische Stationen umfasst. Dass sich mit der Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie eine fachlich versierte und gleichzeitig lebenserfahrene Nachfolgerin für Dr. Antje Möhlig gefunden hat, sei ein Glücksfall, sagt Professor Dr. Klaus Windgassen, Ärztlicher Direktor des Fachkrankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie.

"Frau Niederhofer weiß, wie Leben funktioniert", lobt Windgassen die neue Kollegin, die es geschafft hat, einen anspruchsvollen Beruf und das Familienleben mit vier heute erwachsenen Kindern zu organisieren. Außerdem verfügt sie über große Erfahrungen in der Inneren Medizin und der Sozialpsychiatrie. Eva Niederhofer wird sich schwerpunktmäßig um Diagnostik und Therapie von Menschen mit Depressionen, affektiven Störungen, Schizophrenie oder einer seelischen Erkrankung als Folge eines Traumas kümmern.

In der Behandlung gerade der schwer psychisch Kranken möchte die Medizinerin die Patienten zu einer "größtmöglichen Freiwilligkeit" motivieren und überzeugen, dass die Mitarbeit an der Therapie für sie gut und wichtig ist. Vor dem Wechsel nach Remscheid war Eva Niederhofer zuletzt als Leitende Oberärztin im Marienhospital in Herne-Eickel tätig war. Eigentlich sei sie nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle gewesen. "Ich habe aber dann die Ausschreibung im Ärzteblatt gelesen und fand die Anforderungen interessant", erzählt sie. Die Stiftung Tannenhof genieße weit über das Bergische Land einen sehr guten Ruf und die Möglichkeit, hier in leitender Funktion noch mehr gestalten zu können, sei reizvoll.

Den notwendigen Abstand zu ihrer Tätigkeit findet die Fachärztin in ihrer Freizeit, die sie gerne mit Musik füllt. Als Mitglied eines Chores ist sie aktiv und spielt Posaune. Klar, dass der Musikliebhaberin da bereits das abwechslungsreiche Konzertprogramm aufgefallen ist, das regelmäßig in der Stiftungskirche für Patienten, Angehörige und die Öffentlichkeit angeboten wird. Fachlich austauschen kann sie sich mit ihrem Mann, der als Nervenarzt tätig ist. "Aber immer", so bekennt sie lächelnd, "möchte man natürlich auch nicht über den Beruf sprechen."

(bona)
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