Remscheid "Ah, was ist mir kodderich"

Remscheid · Amüsantes Saisonfinale bei Horst Kläusers "Kall nit - Talk" im Teo Otto Theater.

Zum Saisonfinale war Horst Kläusers "Kall nit - Talk" im Teo Otto Theater, zwar nicht ganz ausverkauft, der guten Stimmung rund ums grüne Sofa tat das indes keinerlei Abbruch. Und dass Kläuser sich vier hochinteressante Gesprächspartner eingeladen hatte, war sowieso klar. Mit seiner Art zu fragen, könnte Kläuser aber vermutlich auch einem Gartenzaun interessante Antworten entlocken.

Der erste Gast des Abends war Professor Henrik Hanstein, Chef von Lempertz aus Köln, dem ältesten Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Der berichtete Anekdoten aus der Welt der Kunstauktionen - und räumte direkt mit einem Vorurteil auf: "Preis ist nicht gleich Wert. Ich habe vor Jahren eine Zeichnung von Joseph Beuys selbst gekauft, für 800 Mark - dafür würde ich heute 80.000 bis 100.000 Euro bekommen. Ist es denn aber heute künstlerisch tatsächlich mehr wert?" Im Gespräch ging es dann aber doch eher um Werte in den Hunderttausenden und Millionen - was letztlich in der philosophischen Feststellung mündete: "An der Versteigerung der Rockefeller-Sammlung neulich zeigt sich einfach, dass man nichts mitnehmen kann, egal wieviel Geld man hat", sagte Hanstein.

Ganz anders dann das Thema, das Ute Lennartz-Lembeck mitgebracht hatte. Die Remscheiderin hatte mit fünf Jahren das Stricken als meditative Tätigkeit für sich entdeckt. Und in Berlin war ihr dann ein eingestricktes Objekt aufgefallen: "Wenn man das, wie ich, im Winter sieht, bekommt man direkt ein wärmendes, wohliges Gefühl." Lennartz-Lembeck hielt sich indes nicht mit kleinen Gegenständen auf, sondern hatte gleich als erste große Auftragsarbeit 2011 eine Trauerweide in Velbert eingestrickt.

Sprachwissenschaftler Peter Honnen brach dann mit seinem Buch "Wo kommt dat her?" eine Lanze für die Umgangssprache, schließlich komme die meist schlecht weg: "Ich ärgere mich darüber immer barbarisch, denn das ist einfach nur unfair", sagte Honnen. Die Hochsprache sei im Vergleich zu den Dialekten nämlich einfach langweilig. Als Beispiel gab Kläuser zum Besten, der begeistert in Honnens Buch über die rheinischen Dialekte blättert: "Ah, was ist mir kodderich - da weiß jeder, der kotzt einem gleich in die Ecke. Das Buch ist eine echte Fundgrube, damit könnte ich Abende verbringen", frohlockte Kläuser.

Den Abschluss eines amüsanten Abends bildete das Gespräch mit dem Remscheider Journalisten und Autor Harry Luck, der heute als Pressesprecher im Erzbistum Bamberg arbeitet. Da waren dann zwei Journalisten unter sich, die sich auf Augenhöhe unterhielten. Nicht zu vergessen: die einmal mehr hervorragende Musikbegleitung, die vom Blues-Trio "30 Blue Fingers" kam.

(wow)
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