Remscheid A 1 — Baulärm nervt Anwohner
Remscheid · An Schlaf am frühen Morgen ist in Struck seit 14 Tagen nicht mehr zu denken: Der Felsabtrag für den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn sorgt für eine enorme Belastung. Bis Februar wird's noch dauern.
Morgens um 4.50 Uhr ist die Welt in Struck nicht mehr in Ordnung. "Dann geht's los mit dem Riesenradau an der A 1", beschwerte sich BM-Leser Manfred Isenberg am "Heißen Draht" zur BM. Wie viele andere wohnt er gegenüber der Baustelle am Remscheider Berg, wo zwischen Birgden und Raststätte seit 14 Tagen der Felshang für den sechsstreifigen Ausbau der A 1 abgetragen wird.
Wenn Felsmeißel und Presslufthammer riesige Geröllbrocken lösen, ist 400 Meter Luftlinie entfernt an Schlaf nicht mehr zu denken. "Das ist nur noch grausam, wenn der Schall den Hang hoch getrieben wird", klagt Isenberg. Auch seine Nachbarn seien empört. "Ein Bagger packt das Gestein auf einen Kipper, der fährt den Berg runter, kippt die Brocken mit Geschepper ab, wobei die Heckklappe immer wieder laut auf den Boden schlägt. Anschließend werden die Steine auf Lkw verladen, was Riesenlärm verursacht", schildert Isenberg. "Da kriegen Sie kein Auge mehr zu."
Warum nicht länger?
Unverständlich findet er es, wenn die Arbeiten noch vor 5 Uhr beginnen und bereits um 16.45 Uhr wieder eingestellt werden. Sie könnten seiner Ansicht nach ohne weiteres bis 19 Uhr laufen — ohne, dass sich Anwohner gestört fühlen würden.
Bei den Arbeiten am frühen Morgen handelt es sich nach Angaben von Projektleiter Frank Theissing vom Landesbetrieb Straßen NRW um reine Verladearbeiten, "die wegen des enormen Verkehrsaufkommens im Berufsverkehr ab sieben Uhr so früh starten müssen, damit die Lkw, die das Geröll abtransportieren, nicht ständig im Stau stehen", erläuterte er nach Rücksprache mit der Baufirma. Dieses Unternehmen disponiere die Einsätze eigenständig, so dass der Landesbetrieb nur wenig Einfluss auf den Ablauf habe. "Wir haben in der Ausschreibung für die Arbeiten bewusst eine kurze Bauzeit gesetzt, um die Belastung für Verkehr und Anwohner so gering wie möglich zu halten." Das sei immer ein Abwägen. "Der Bauleiter muss genau kalkulieren, wenn Lkw im Stau stehen, kostet das viel Geld", erklärte Theissing. Den betroffenen Menschen am Struck kann er kaum Hoffnung machen, dass die Arbeiten schnell beendet sein werden. "Je nach Felsfestigkeit wird das bis Februar 2008 dauern", schätzt der Projektleiter. Der bergische Fels berge immer wieder Überraschungen.
Theissing will versuchen, für etwas Geräuschminderung zu sorgen. "Morgen", so sagte er gestern, "ist große Baubesprechung, da werde ich mit den Arbeitern reden und sie sensibilisieren für die Nöte der Anwohner", verspricht er. Damit die Welt am Struck doch wieder ein bisschen ruhiger wird.