Remscheid 3500 arme Kinder in Remscheid
Remscheid · Das Thema "Kinderarmut in Remscheid" stand in diesem Jahr beim traditionellen Neujahrsempfang der Remscheider Frauenunion (FU) im Mittelpunkt, den Monika Hein zum letzten Mal als FU-Vorsitzende eröffnete. "Ich werde nicht mehr kandidieren. Nach zwanzig Jahren wird es Zeit, dass jemand anderes die Arbeit übernimmt", erklärte die FU-Vorsitzende in ihrer kurzen Begrüßung. Sie wolle die anstehenden Vorstandswahlen von CDU und FU zum von ihr längst geplanten Wechsel nutzen.
Für Betroffenheit sorgten Kurzvorträge von Constanze Epe, 2. Vorsitzende des Fördervereins "Möhrchen" sowie Caritas-Geschäftsführer Werner Fußwinkel (Förderverein Notbremse) über die Kinderarmut in Remscheid. Bei der handelt es sich nicht um existenzielle Armut sondern um eine "relative Armut", bei der die materielle Versorgung eingeschränkt sei, was bis zum Fehlen nötiger Kleidung reiche.
In Deutschland lebten etwa 2,4 Millionen Kinder in Armut, in Remscheid seien es 3500 Kinder. Die 2007 gegründete Aktion "Notbremse" sei ein sehr häufig genutztes Instrument, damit Kinder die Hilfe bekämen, die Eltern nicht geben könnten, erklärte Fußwinkel. Dabei gehe es um Klassenfahrten ebenso wie um Schulbedarf und Bekleidung. Bis 2009 seien 500 Kinder gefördert worden, dafür habe der Verein 50 000 bis 60 000 Euro ausgegeben. Wie eng der staatliche Unterstützungsrahmen ist, machte Fußwinkel am Beispiel des bei Unterstützungsleistungen zugrunde gelegten Satzes von 2,59 Euro pro Tag für die Ernährung eines Kindes deutlich.
Fußwinkel: "Wenn davon zwei Euro für das Essensgeld in der Offenen Grundschule bezahlt müssen, bleiben für das Frühstück und den Abend noch 59 Cent. Wie soll das gehen?"
Stichwort für Constanze Epe, die ein "Schlüsselerlebnis" aus der Anfangsphase des Vereins "Möhrchen" schilderte, als sie erlebte, wie in einer Grundschule beinahe ein Dutzend Kinder mangels ausreichender finanzieller Mittel nur als Zuschauer am Mittagstisch saßen. Dafür, dass es solche bedrückenden Situationen in Remscheids Grundschulen nicht mehr gibt, sorge "Möhrchen".
Zurzeit seien in Remscheid 520 Grundschulkinder gemeldet, die jeweils mit 40 Euro pro Monat ein Jahr lang gefördert würden. Dabei ginge es nicht nur darum, dass die Kinder satt würden und den ganzen Tag lang durchhielten, sondern auch um die Integration. Inzwischen würden auch die Eltern zur Finanzierung, soweit es ihnen möglich sei, mit herangezogen. Nicht zu bestreiten sei, dass manche Erziehungsberechtigten ihre Probleme selbst verschuldeten. Doch darum gehe es nicht, erklärte Werner Fußwinkel: "Wir fragen nicht nach den Ursachen. Wir können Kinder nicht darunter leiden lassen, dass sie unvernünftige Eltern haben."
Deshalb werde auch die Unterstützung für Hilfsmaßnahmen direkt weitergegeben und nicht über die Eltern. Ähnlich verfahre auch "Möhrchen", erklärte Constanze Epe.